Ich habe im Juni 2014 bereits einen Artikel über Vinyl Me, Please verfasst, der heute zu den meist gelesenen in der Geschichte dieses Blogs zählt. Neun Jahre ist das jetzt her und damals war ich tatsächlich eher skeptisch, was die Sinnhaftigkeit von Abodiensten wie diesem angeht. Doch im Jahre 2023 ist Vinyl Me, Please nicht nur unfassbar erfolgreich, sondern hat mit dem Aboclub von damals nur noch in Ansätzen zu tun.
Mit der Zeit hat sich der Dienst immer weiter davon entfernt, seinen Kund*innen einfach nur eine „Platte des Monats“ im Abo anzubieten, das sich monatlich kündigen lässt. Als Extras gab es damals Kunstdrucke und Cocktailrezepte, die den Genuss des Albums vervollkommnen sollten. Seitdem ist Vinyl Me, Please jedoch stetig gewachsen und gehört mittlerweile zu einem der wichtigsten Player auf dem noch immer boomenden Vinylmarkt. Laut billboard.com hat Vinyl Me, Please weltweit mittlerweile sage und schreibe 80.000 Kund*innen (Stand 2021). Neben der Platte des Monats gibt es umfassende Boxsets, einen Onlineshop mit unzähligen exklusiven Pressungen und ein Onlinemagazin, das sich auch hinter populären Printpublikationen nicht verstecken muss.
Die vier Säulen von Vinyl Me, Please
- Der VMP Store: Mittlerweile gibt es im Onlineshop eine riesige Auswahl an Vinyl Schallplatten, Boxsets und Merch.
- Das Magazin: Auf der Webseite gibt es regelmäßig neuen Content in Form von durchaus spannendem Musikjournalismus und Artikelserien sowie einen wöchentlichen Newsletter von Musikkritikern und -experten.
- Record of the Month Club: Nach wie vor wird jeden Monat ein Album als „Platte des Monats“ ausgewählt und in einer exklusiven Pressung veröffentlicht. Verfügbar ist das Ganze mittlerweile in vier Kategorien, die separat voneinander abonniert werden können: Essentials, Classics, Hip-Hop und Country. Essentials umfasst dabei – wie der Name bereits suggeriert – essenzielle Alben für die eigene Plattensammlung – über Ära- und Genregrenzen hinweg. Classics umfasst die besten Alben aus Soul, Jazz, Blues und Weltmusik, während die Kategorien Hip-Hop und Country für sich sprechen und keiner Erklärung bedürfen, denke ich.
- VMP Anthology: In dieser Reihe werden umfassende Boxsets von relevanten Künstler*innen oder auch Labels veröffentlicht. Zu jedem Release gehört dabei ein umfassendes Storytelling, das über die Linernotes hinausgeht. U.a. sind zuletzt Anthologien von Willie Nelson, Quincy Jones, Grateful Day oder Stax Records erschienen.
So funktioniert Vinyl Me, Please
Ein Abonnement ist immer noch die Grundlage von Vinyl Me, Please. Ihr könnt aus den vier genannten Kategorien wählen und das entsprechende Abo abschließen. Internationale Kunden zahlen momentan monatlich 55 US-Dollar, das Ganze ist monatlich kündbar. Ihr habt auch die Möglichkeit ein Abo über 3, 6 oder 12 Monate abzuschließen, wodurch die monatliche Summe immer günstiger wird. Im Jahresabo werden so monatlich 45 US-Dollar fällig, die monatliche Kündigungsfrist entfällt dann natürlich. Allerdings erhaltet ihr hier je nach Länge des Abos zusätzlich zwischen einem und acht Alben auf Vinyl, was durchaus einen Mehrwert darstellt.
Solltet ihr euch für ein Abo entscheiden, erhaltet ihr jeweils die Platte des Monats – die Versandkosten sind inklusive. Aktuell sind dies Releases von Wilson Pickett (Classics), Kacey Musgraves (Essentials), Earl Sweatshirt (Hip-Hop) und Kris Kristofferson (Country). Solltet ihr euch für keines der Alben begeistern können (oder für den Fall, dass eines bereits ausverkauft ist wie derzeit Kacey Musgraves), könnt ihr jeden beliebigen Record Of The Month-Release der Vormonate als Startpunkt wählen. Sofern dieser nicht ausverkauft ist, versteht sich.
Mitglieder-Vorteile im Onlineshop:
Auch ohne ein Abo abzuschließen, könnt ihr im Onlineshop von Vinyl Me, Please einkaufen. Als Mitglied habt ihr allerdings ein Vorkaufsrecht, d.h. neue Releases stehen Nicht-Mitgliedern erst später als Preorder zur Verfügung. Zudem ist der preisliche Unterschied recht immens: die Platte ist nicht nur sowieso schon günstiger, sondern als VMP-Mitglied sind die Versandkosten inklusive. Für reguläre Kund*innen werden noch einmal 19,95$ Versandkosten fällig – das allerdings immerhin unabhängig von der Anzahl der bestellten Platten.
Pearl Jam – Yield 25th Anniversary Edition
Als neuesten Release hat Vinyl Me, Please eine Edition zum 25jährigen Jubiläum von „Yield“, dem fünften Studioalbum von Pearl Jam angekündigt. Die Platte erscheint in Kooperation mit Pearl Jam’s Ten Club auf translucent red & black hi-melt 2LP Vinyl im Gatefold-Cover. Der Versand soll im Spätsommer (schätzungsweise Anfang August) 2023 erfolgen.
Für mich als großen Fan natürlich durchaus verlockend. Aber a) besitze ich die Platte bereits auf schwarzem Vinyl und b) ist der Preis von 55 bzw. 59 US-Dollar nicht wirklich einladend. Auch wenn das Mock-Up wirklich schick aussieht. Momentan ist die Platte lediglich für Mitglieder zu erwerben, sonstige Kund*innen können ab morgen, den 27. Februar, um 19 Uhr deutscher Zeit zuschlagen.
Eigenes Presswerk von Vinyl Me, Please in Denver
Der Release von Pearl Jam’s „Yield“ wird die erste Platte sein, die im eigenen Presswerk von Vinyl Me, Please gepresst wird. In Denver, Colorado entsteht derzeit auf 14.000 Quadratmetern nicht nur ein Presswerk für audiophiles Vinyl, sondern ein „Erfahrungsraum für Musikfans“. So werden z.B. Touren angeboten, auf denen Musikliebhaber nicht nur sehen können, wie Vinyl Schallplatten hergestellt werden, sondern Musik in einer außergewöhnlichen Umgebung entdecken können. Geleitet wird das Presswerk von Gary Salstrom, der bereits seit 40 Jahren im Vinylgeschäft tätig ist und vorher das renommierte Quaility Record Pressings in Kansas geführt hat.
In einer Zeit, in der die Presswerke aufgrund des anhaltenden Booms komplett überlastet sind und die Qualitätskontrolle manchmal dementsprechend mangelhaft ist, nimmt Vinyl Me, Please quasi sein Schicksal in die eigene Hand. „Qualität, Kontrolle und Verfügbarkeit sind unabdingbar, um unsere Führungsposition in der Vinylindustrie zu festigen und weiter auszubauen“, so Vinyl Me, Please-CEO Cameron Schaefer. „Vor diesem Hintergrund haben wir uns entschieden, Schallplatten selber so zu pressen, dass sie eine unglaubliche Erfahrung für unsere Kund*innen und die Besucher*innen des Presswerks darstellen.“