Obwohl ich bei den Temperaturen da draußen kurz davor bin, auf meinem Schreibtischstuhl zu zerfließen, habe ich auch diese Woche die wichtigsten Neuerscheinungen aufgelistet. Das sind glücklicherweise nicht allzu viele. Sommerloch und so – aber das Thema hatten wir ja bereits! Das Album der Woche kommt diesmal von einer Band, die mittlerweile vermutlich Vergleiche mit jeder bekannten Band aus den 60er und 70er Jahren auf sich gezogen hat.
The Flying Eyes – Lowlands
Wenn man im Internet mal ein wenig über die Band recherchiert, erscheint immer wieder der Vergleich mit The Doors. Auch sonst fallen nur große Namen, egal wohin man schaut: Rolling Stones, Jefferson Airplane, Pink Floyd oder auch Iron Butterfly. Ich denke, ihr erhaltet eine ungefähre Vorstellung in welche Richtung die Band tendiert, deren Mitglieder allerdings allesamt gerade erst Anfang bis Mitte zwanzig sind. Der Sound des dritten Albums ist dabei durchaus noch schwerer und die Gitarren düsterer als auf den beiden Vorgängern. Und ja, Sänger William Kelly erinnert durchaus in einigen Momenten an Jim Morrisson. Ein Album ganz nach meinem Geschmack, das mit jedem Hören wächst!
Nadine Shah – Love Your Dum and Mad
The Flying Eyes sind nicht die einzigen, die Vergleiche mit bekannten Künstlern auf sich ziehen. Bei Nadine Shah ist oft der Name PJ Harvey zu hören bzw. zu lesen. Jetzt nicht unbedingt die schlechteste Referenz. Ihre Einflüsse sind vielfältig: Vater aus Pakistan, Mutter aus Norwegen und in der Jugend – laut Eigenaussage – durch die Musik von Nina Simone, Mariah Carey und Whitney Houston sozialisiert. Andreas Borcholte bezeichnet das Debütalbum auf Spiegel Online als „Winterplatte im Hochsommer“ und zeigt sich begeistert: „Shahs Songs jedoch gehören zum Gefühlvollsten, was in diesem Jahr von der Insel kam, und dabei, wiederum sehr angenehm, ist Shahs Stimme alles andere als zart oder zerbrechlich zu nennen.“
Fuck Buttons – Slow Focus
Bristol. Da klingelt doch was: Portishead. Massive Attack. Tricky. Bristol Sound. Trip Hop. Auch die Fuck Buttons kommen aus dem Ort im Südwesten Englands, der zahlreiche einflussreiche Acts hervor gebracht hat. Dazu müssen langsam aber sicher auch die Fuck Buttons gezählt werden, deren erstes Werk seit 2009 für viele zu den meisterwarteten des Jahres zählte. Und das nicht zu Unrecht. „There are few albums this year that offer this much space to get lost in„, zeigt sich Pitchfork mehr als begeistert.
Owen – L´Ami Du Peuple
Mike Kinsella ist offensichtlich ein Workaholic. Die Zahl seiner Bands und Projekte sowie die Einträge in seiner Diskografie sind kaum zu überschauen. Mit seinem Soloprojekt Owen begibt er sich eher in Richtung Folk und Singer-Songwriter-Akustik. „L´Ami Du Peuple“ ist bereits das siebte Album unter seinem Pseydonym und wurde zum ersten Mal in einem richtigen Tonstudio aufgenommen. Und das tut Owen hörbar gut: „„L’Ami Du Peuple“ ist das bisher heterogenste Werk von Owen – manchmal rau und direkt, im Großen und Ganzen aber Balsam für Ohren und Seele„, schreibt Luise Vörkel für ByteFM.
Joan Of Arc – Testimonium Songs
Und noch mal der Name Kinsella. Diesmal geht es um Tim, den Bruder von Mike, der aber auch mal Teil der Band war. Alles klar soweit? Joan Of Arc kenne und schätze ich bereits eine halbe Ewigkeit. Die Band wird immer wieder als Emo-Band bezeichnet. Vielleicht ist die Bezeichnung sogar angebracht, mit typischem Emo und klaren Songstrukturen oder Eingängigkeit hatten Joan of Arc allerdings nie viel am Hut. Auch auf „Testimonium Songs“ nicht. Bei Polyvinyl Records gibts das Album im schicken Magenta (limitiert auf 550 nummerierte Exemplare, siehe Artikelbild) und im Deluxe Bundle mit 2 LPs, einer 7“, drei Postern, zwei Buttons und einem Sticker.
Scott & Charlene´s Wedding – Any Port In A Storm
Ich kannte die Band vorher nicht, muss aber zugeben, dass ich die Australier direkt nach dem ersten Hören in mein Herz geschlossen habe. Passender als die Intro kann ich es aber auch nicht ausdrücken, von daher zitiere ich dreisterweise einfach mal: „Hier wird ordentlich in Lo-Fi auf der Gitarre geschrammelt, während die Texte sich um Selbstzerstörung, Hedonismus und eine gute Zeit mit den Freunden drehen. Am besten zu genießen mit ordentlich Bier, Flecken auf dem T-Shirt und zerrissener Jeans.“
Adolescents – Presumed Insolent
Seit mittlerweile 33 Jahren gibt es die Band. Ihrem Stil sind sie dabei immer treu geblieben. Manche werden das langweilig finden, andere werden sich freuen, dass eine Band auch nach über 30 Jahren immer noch dazu in der Lage ist, ein qualitativ hochwertiges Album abzuliefern. Auch auf „Presumed Insolent“ bieten die Jungs guten alten California-Punk, auf den man sich verlassen kann. Gibts auch als farbiges Vinyl!