Aufgrund der mit viel Aufsehen verbundenen Ankündigung, dass Technics in diesem Jahr gleich zwei Plattenspieler auf den Markt bringt, sind die neuen Modelle von Sony und Audio-Technica etwas untergegangen, die ebenfalls im Rahmen der Consumer Electronics Show verkündet worden sind. Während schon im neuen Technics-Modell ein Mikroprozessor dafür sorgen soll, dass kleinste Ruckler und Vibrationen ausgeglichen werden, verknüpfen Sony und Audio-Technica das Analoge noch mehr mit dem Digitalen. Das wird vielen Vinyltraditionalisten nicht gefallen, so viel ist sicher.
Sony hat im Rahmen der CES 2016 den Plattenspieler PS-HX500 vorgestellt und meldet sich damit auf dem Vinylmarkt zurück. Der Plattenspieler soll dabei analoge Technick mit „hochmoderner digitaler Technologie“ verbinden. Das bedeutet in erster Linie, dass es der PS-HX500 ermöglicht, die per Vinyl abgespielte Musik über einen USB-Anschluss in Formate wie Mp3, AAC, FLAC oder WAV zu konvertieren. Der Plattenspieler digitalisiert dabei ebenso hochauflösend mit 24 Bit oder im Direct Stream Digital (DSD) mit bis zu 5,6 MHz.
Das Digitalisieren von LPs bieten bekanntlich bereits zahlreiche Plattenspieler an, jedoch steht als Ergebnis oft eine Musikdatei mit mittelmäßigem Klangerlebnis. Sony legt daher den Schwerpunkt bewusst auf hochauflösende Dateiformate für die besonders Audiophilen unter den Vinylhörern. „Unser neuer PS-HX500 Plattenspieler dient als wichtige Brücke zwischen der wachsenden Zahl von Plattensammlern sowie den Vorzügen und der Soundqualität von Hi-Res Audio“, meint Yamato Tanikawa, Director Home Entertainment & Sound bei Sony Electronics. Zur Betonung dieses Anspruchs prangt das Label „Hi-Res Audio“ an der Front des Plattenspielers.
Mit einer eigens entwickelten App für PC und Mac kann die Aufnahme anschließend in einzelne Lieder geschnitten werden. Vom Design her fällt der PS-HX500 eher schlicht aus. Der Plattenteller ist aus Aluminiumguss gefertigt. Der Riemen-Antriebsmotor läuft mit zwei verschiedenen Geschwindigkeiten (33 und 45 RPM) und eine neu entwickelte 5mm Kautschukmatte sorgt für Vibrationsarmheit. Der Plattenspieler kommt im Frühjahr auf den Markt und soll knapp 500 Euro kosten.
Audio-Technica stellt Bluetooth-Plattenspieler vor
Der neue Plattenspieler AT-LP60-BT von Audio-Technica, der ebenfalls im Rahmen der CES in Las Vegas vorgestellt wurde, geht noch einen Schritt weiter in Richtung der Verknüpfung von analog und digital. Der Plattenspieler unterstützt Bluetooth, was nichts anderes bedeutet als dass der Hörer seine Platten auf allen Bluetooth-fähigen Lautsprechern, Kopfhören und Verstärkern abspielen lassen kann – ganz ohne das „lästige“ Verlegen von Kabeln. Der Plattenspieler merkt sich bis zu acht kabellose Geräte, so dass man im Prinzip im ganzen Haus in den Genuss des Plattenhörens kommen kann. Der Vollständigkeit halber: Es handelt sich um einen vollautomatischen Plattenspieler mit zwei Geschwindigkeiten (33 und 45 RPM), einem eingebauten Vorverstärker sowie einem Plattenteller aus Aluminium. Der AT-LP60-BT ist ein Low Budget-Modell für Einsteiger, der Preis soll bei 180 US-Dollar liegen.
Wie bereits in der Einleitung erwähnt stoßen die Modelle bei vielen Vinylenthusiasten auf Skepsis, um nicht zu sagen blanke Ablehnung. Als Beispiel sei an dieser Stelle lediglich der entsprechende Facebook-Post von The Vinyl Factory genannt:
There’s another new turntable on the market, and this one’s wireless.
Posted by The Vinyl Factory on Wednesday, 6 January 2016
Ist doch irgendwie alles Quatsch!
Ganz ehrlich, diese ganze Verknüpfung von digital und analog brauche ich nicht. Hi-Res-Audio hin oder her – entweder besorge ich mir einen Plattenspieler für „analogen“ Musikgenuss oder ich melde mich bei Streamingdiensten an und kaufe meine MP3s im iTunes-Store oder sonstwo. Grundsätzlich bin ich trotz meiner Vorliebe für Vinyl ein großer Fan von Internet und Digitalität. Viele Dinge, die momentan auf der CES 2016 vorgestellt und mit dem Siegel „Internet der Dinge“ versehen werden, sorgen bei mir aber nur für Kopfschütteln. Eine App zum Schuhe zubinden? Irgendwann entwickeln wir uns tatsächlich zu Wesen zurück, die ohne die Unterstützung des Internets nichts mehr auf die Reihe bekommen. Erste Anzeichen sind ja bereits zu erkennen, oder wann habt ihr zum letzten Mal einen Mitbürger nach dem Weg gefragt statt Google Maps zu bemühen? Patrick Beuth hat diese Entwicklung übrigens in einem Artikel für Zeit Online sehr passend als „Internet of Bockmist“ bezeichnet.