Im Juni spielten die Rolling Stones im Londoner Hyde Park – vor mehr als 100.000 Menschen! Trotz Ticketpreisen, die zwischen 95 und 300 Pfund lagen, war das Konzert innerhalb von drei Minuten ausverkauft. Die Preise, die einige Bekloppte später bei eBay für Tickets verlangten (für die sie tatsächlich Abnehmer fanden) lagen Jenseits von Gut und Böse. Wenn schon für den „heimlichen“ Gig von Arcade Fire im Berliner Astra Kulturhaus vor wenigen Wochen Preise von 250 Euro und mehr gezahlt werden, kann man sich ungefähr vorstellen, was so mancher Fan für die Stones hingeblättert haben mag. Es weiß ja schließlich auch niemand, ob und wie oft man die älteren Herrschaften noch live auf einer Bühne zu Gesicht bekommt.
Ich bin überhaupt kein Fan von solchen Veranstaltungen bzw. besser ausgedrückt: Ticketpreisen in solchen Dimensionen. Der höchste Preis, den ich bislang gezahlt habe, waren 50 Euro für Pearl Jams Auftritt in der Berliner Wuhlheide im Jahre 2006, welches für mich nach wie vor das beste Konzert aller Zeiten ist. Letztlich muss jeder selbst wissen, wie viel er bereit ist für seine „Helden“ auf den Tisch zu legen. Bereut haben werden ihren Ticketkauf vermutlich nur die wenigsten. Denn dass die Jungs um Mick Jagger auch im Alter nichts verlernt haben, zeigen sie während der knapp zwei Stunden eindrucksvoll. Lediglich Keith Richards scheint das Rockstarleben so langsam ein wenig die Puste zu nehmen.
Konzert als Film auf DVD und schicke Edition auf Dreifachvinyl
Die Musikliebhabern so oft gestellte Frage „Beatles oder Rolling Stones“ war für mich nie eine. Ich mag die Beatles und habe mit „Revolver“ auch ein Album in meiner Plattensammlung stehen. Wirklich berührt hat mich diese Band aber nie. Auch auf die Gefahr hin, dass ich hier dem ein oder anderen Fan auf den Schlips trete: Wirklich erschlossen hat sich mir die so viel zitierte musikalische Brillanz und Einzigartigkeit der Beatles nie. Ganz anders bei den Stones. „Exile On Main Street“ ist die einzige Scheibe, die aus der Sammlung meines Vaters den Weg in meine gefunden hat. „Sticky Fingers“ wiederum ist die einzige Scheibe, die ich doppelt besitze – einmal mit und einmal ohne Reißverschluß. Für mich ist das Album immer noch eines der besten aller Zeiten.
Ich habe also durchaus eine besondere Beziehung zu dieser Band. Jetzt kann man nicht unbedingt behaupten, dass die Stones mit dem Alter immer besser geworden sind und sich auf ihrem kreativen Höhepunkt befinden. Von der Entwicklung einer Band wie Genesis sind sie aber glücklicherweise meilenweit entfernt. Auch wenn ihre besten Veröffentlichungen schon eine Weile zurück liegen mögen, ist es ein Genuss, sich die drei Vinyl von „Sweet Summer Sun“ anzuhören. Das ist zum einen auf die schier unbändige Spielfreude der Band zurückzuführen, als auch auf die Qualität der Aufnahmen – sowohl was den Ton auf Vinyl betrifft als auch die Qualität von Bild und Lightshow auf DVD.
Etwas schade finde ich, dass sich die Tracklist auf die üblichen Verdächtigen beschränkt. Es war fast nicht anders zu erwarten, dass „Start Me Up“ den Einstieg und „Satisfaction“ das Ende von insgesamt 19 Songs darstellen. Mit „Brown Sugar“ ist lediglich ein Song von „Sticky Fingers“ enthalten, von „Exile on Main Street“ ebenso. Insgesamt wissen aber sowohl die Aufnahmen als auch die schicke Edition mit drei Vinyl in Schubern plus DVD zu überzeugen. Der Preis ist mit knapp 30 Euro zudem überraschend moderat. Für einen weit geringeren Preis als das Eintrittsgeld erhält man das Gefühl, live vor Ort gewesen zu sein.
laut.de schreibt zusammen fassend über die Band: „Sie machen einfach immer weiter. Sie können gar nicht anders. Bis zum bitteren Ende. Bis zu ihrem letzten Schweißtropfen. Wenn ihnen das so kraftvoll wie auf „Sweet Summer Sun – Hyde Park Live“ gelingt, kann dies noch gerne eine ganze Weile fortdauern.“ Volle Zustimmung!
Tracklist:
LP1:
1. Start Me Up
2. It’s Only Rock ‘n’ Roll
3. Tumbling Dice
4. Emotional Rescue
5. Street Fighting Man
6. Ruby Tuesday
7. Doom And Gloom
8. Paint It Black
LP2:
1. Honky Tonk Women
2. You Got The Silver
3. Before They Make Me Run
4. Miss You
5. Midnight Rambler
6. Gimme Shelter
LP3:
1. Jumpin’ Jack Flash
2. Sympathy For The Devil
3. Brown Sugar
4. You Can’t Always Get What You Want
5. (I Can’t Get No) Satisfaction
Gesamtspieldauer: 118 Minuten