Die Oscarverleihung hat in diesem Jahr hierzulande für weitaus mehr Aufsehen gesorgt als normalerweise üblich. Grund waren neun Nominierungen für die deutsche Netflix-Produktion „Im Westen Nichts Neues“, was einen neuen Rekord darstellte. In meinen Augen ist der Film ziemlich mittelmäßig und hat mich emotional nicht im Ansatz so berührt, wie die originale Verfilmung des Romans von Erich Maria Remarque von 1930. Trotzdem wurde der Film mit immerhin vier Goldjungen ausgezeichnet – in den Kategorien Bester Internationaler Film, Beste Kamera, Bestes Szenenbild und Beste Filmmusik. Der perfekte Zeitpunkt also, um die eigene Plattensammlung nach den Highlights in der Soundtrack-Abteilung zu durchforsten.
Auf Vinyl wird der Soundtrack zu „Im Westen Nichts Neues“ (oder zu „All Quiet On The Western Front“, wie es im englischen heißt) im Mai veröffentlicht. In einer limitierten Edition, die nach der Auszeichnung gestern eventuell schnell vergriffen sein könnte.
Volker Bertelsmann – Im Westen Nichts Neues
Der Soundtrack erscheint via Music On Vinyl auf smoke Vinyl – limitiert auf 2000 Exemplare. Im labeleigenen Shop gibt es noch eine exklusive, auf 300 Kopien limitierte Edition auf green & silver marbled Vinyl.
Als bester Film wurde die überdrehte Sci-Fi-Komödie „Everything Everywhere All At Once“ ausgezeichnet. Für den wirklich tollen Soundtrack sind Son Lux verantwortlich. Zudem sind einige hochkarätige Gastauftritte von Mitski, David Byrne, Moses Sumney oder Randy Newman vertreten. Leider müsst ihr euch hinsichtlich der Veröffentlichung noch bis August gedulden.
Son Lux – Everything Everywhere All At Once
Der Soundtrack erscheint in einer wirklich schicken Edition samt Gatefoldcover auf weißem und schwarzem Doppelvinyl. Es werden sage und schreibe 15.000 Exemplare gepresst! Sehr ehrgeizig, würde ich sagen.
Soundtrack oder Score – was ist jetzt eigentlich richtig?
Wie ihr vielleicht bemerkt habt, wird bei den Oscars nicht der beste Soundtrack ausgezeichnet, sondern die Kategorie nennt sich „Best Score“. Bei einem Score handelt es sich um eigens für den Film komponierte Musik. Diese ist häufig rein instrumental und meist umfassender als das, was letztlich im Film zu hören ist. Soundtrack ist im Prinzip ein Oberbegriff für den Score, aber auch sämtliche Melodien und vor allem Songs, die die Handlung des Films begleiten. Eine solche Ansammlung wird als Original Soundtrack (OST) bezeichnet. Diese müssen nicht unbedingt eigens für den Film geschrieben worden sein.
Bei den Oscars gibt es mit „Bester Filmsong“ eine zweite Kategorie, in der 2023 unter anderem Rihanna, Lady Gaga oder Son Lux mit David Byrne und Mitski für „Everything Everywhere All At Once“ nominiert waren. Gewonnen haben im übrigen – etwas überraschend – Rahul Sipligunj und Kaala Bhairava mit „Naatu Naatu“ für den Film „RRR“, einen indischen Actionfilm.
Die coolsten Soundtracks aus meiner Plattensammlung
Als großer Filmfan haben mich Soundtracks schon immer fasziniert. Nicht ohne Grund gibt es also in meiner Plattensammlung eine eigene Abteilung für Filmmusik. Ein paar Highlights möchte ich euch in der Folge vorstellen.
Baby Driver
Für mich ist „Baby Driver“, einer der unterhaltsamsten Filme der jüngeren Vergangenheit. Alleine die Eröffnungsszene, in welcher der Fahrer aka Baby Driver als Fluchtfahrer von seinen Kumpanen während des Banküberfalls im Auto zurückgelassen wird, und als Begleitung „Bellbottoms“ von Jon Spencer Blues Explosion ertönt, ist an Coolness kaum zu überbieten. Selten einen derart perfekten Einstieg in einen Film gesehen, was das Zusammenspiel von Szene und Song angeht. Auf dem Soundtrack sind Songs von The Damned, The Commodores, Incredible Bongo Band, T.Rex, Blur oder natürlich der gleichnamige Song von Simon & Garfunkel enthalten. Eine wirklich gelungene Auswahl. Gibt es nur auf schwarzem Doppelvinyl.
Blade Runner
Muss man zu diesem Film bzw. der Komposition von Vangelis noch viele Worte verlieren? Ich denke nicht. Merkwürdigerweise habe ich es immer noch nicht geschafft, mir „Blade Runner 2049“ anzuschauen, obwohl er seit Ewigkeiten als Blu-ray in meinem Regal steht. Der Soundtrack zum Original befindet sich als Picture Disc Edition vom Record Store Day 2017 in meiner Sammlung. Eigentlich bin ich klangtechnisch nicht der größte Fan von Picture Discs und grad bei einem derart atmosphärischen Score ist der Sound besonders wichtig. Aber was soll ich sagen: die Vinyl klingt fantastisch!
Captain Future
Als Kind habe ich die Anime-Serie, die Ende der 1970er Jahre erschienen ist, geliebt. Meine Oma hat mir damals jede Folge auf VHS aufgenommen. Früher hatte ich die Titelmelodie sogar als Klingelton auf meinem Handy. Leider ist die Blu-ray-Version der Serie arg teuer. 2017 hat Private Records eine wirklich tolle Vinyl Edition veröffentlicht: auf white-cyan Vinyl im Gatefold-Cover inklusive Poster. Bei Discogs wurde die Version bereits für 250€ verkauft. Ich würde mein Exemplar aber unter keinen Umständen abgeben.
The Hateful Eight
Eine Liste von Soundtracks kann nicht ohne die Namen Ennio Morricone und Quentin Tarantino auskommen. The Hateful Eight mag nicht der beste Film von Tarantino sein (wobei ich ihn sehr genossen habe), aber der Soundtrack steht für sich. Verdientermaßen hat er Morricone 2016 seinen ersten Oscar beschert – und das nachdem er jenen für sein Lebenswerk bereits erhalten hatte… verrückt! Die Vinlversion ist in einer hochwertigen Tri-Fold-Edition bei Third Man Records erschienen – inklusive Poster und Booklet – und klingt herausragend!
Judgment Night
Judgment Night dürfte tatsächlich einer der wenige Fälle sein, in denen der Soundtrack weitaus populärer ist als der dazugehörige Film. Der Film ist tatsächlich eher semi. Beim Soundtrack hingegen handelt es sich um ein Konzeptalbum, das damals nach Erscheinen direkt einen Nerv getroffen hat. Crossover war damals voll im Trend und in den Songs nehmen Künstler*innen und Bands aus Hip Hop und Rock jeweils gemeinsam einen Song auf: Sonic Youth & Cypress Hill, Dinosaur Jr & Del The Funky Homosapien, Slayer und Ice-T oder Teenage Fanclub mit De La Soul. Deren Song „Fallin'“ ist für mich das Highlight dieser grandiosen Zusammenstellung.
Letztes Jahr ist bei Music On Vinyl ein Reissue auf Orange & Yellow Swirled Vinyl erschienen, bei dem es mir arg in den Fingern gejuckt hat, meine Edition auf schwarzem Vinyl reicht aber auch.
Jurassic Park
Man kann sagen, was man will, aber John Williams hat unfassbar viele Filmkompositionen mit Ohrwurmcharakter geschrieben. Egal ob Indiana Jones, Kevin Allein Zu Haus, Harry Potter oder natürlich Star Wars. Mein persönlicher Favorit ist Jurassic Park, den ich immer noch regelmäßig angucke und dessen Filmmusik mir auch nach dem x-ten Durchschauen Gänsehaut bereitet. In meinem Regal steht die limitierte Variante von Mondo auf Green/Yellow Bi-Coloured Vinyl With Red Splatter. Definitiv eine der schönsten Vinylfarben in meiner Plattensammlung,
Nightmare Before Christmas
Keinen Film habe ich so oft gesehen wie dieses von Tim Burton produzierte Meisterwerk. Vor einigen Jahren wurde es sogar zur Tradition, dass ich mir den Film jedes Mal vor Weihnachten anschaue. Den düsteren Soundtrack von Danny Elfman kann ich mittlerweile vermutlich auswendig mitträllern. „This is Halloween, this is Halloween. Pumpkins scream in the dead of night.“ Auch hier besitze ich die schöne Picture Disc Edition.
Singles
Für jemanden, der durch Grungemusik musikalisch sozialisiert worden ist, hat dieser Soundtrack natürlich eine ganz besondere Bedeutung. Auf dem Soundtrack ist mit Alice In Chains, Pearl Jam, Mother Love Bone, Soundgarden oder Mudhoney das Who Is Who der Szene vertreten. Drei Mitglieder von Pearl Jam (Eddie Vedder, Jeff Ament und Stone Gossard) haben als Teil der Filmband Citizen Dick einen kurzen Auftritt. Die zum RSD 2015 veröffentlichte 7″ von Citizen Dick steht ebenso in meiner Sammlung wie Pearl Jam’s „State Of Love And Trust“, das erstmals auf dem Soundtrack zu Singles erschienen ist.
Ich ärgere mich immer noch ein wenig, dass ich die Neuauflage von Mondo auf orangenem Doppelvinyl aus dem letzten Jahr verpasst habe. Meine Version auf schwarzem Doppelvinyl tut es aber natürlich auch…
Space Jam
Als großer Fan der NBA war der Film mit Michael Jordan damals ein echtes Highlight für mich. Heute steht er auch als Blu-Ray in meinem Regal. Der Soundtrack ist natürlich sehr Hip Hop und R&B-lastig, mit R. Kellys „I Believe I can Fly“ ist sogar einer der erfolgreichsten Songs der 90er Jahre enthalten. Jahrelang stand der Soundtrack bei Discogs auf meiner Wunschliste, leider zu völlig überteuerten Preisen. Als Atlantic den Soundtrack for zwei Jahren auf rot-schwarzem Vinyl wieder veröffentlicht hat, habe ich ohne zu Zögern zugeschlagen. Und siehe da: auch 25 Jahre nach Veröffentlichung des Films mag ich den Soundtrack immer noch. Kurze Anmerkung: die Fortsetzung mit LeBron James könnt ihr euch sparen.
Trainspotting
Kultfilm. Kultsoundtrack. Punkt. In diesem Film gibt es derart viele ikonische Szenen, die perfekt von der Musik begleitet werden – sei es die Eröffnungsszene zu Iggys „Lust For Life“ oder die Überdosis von Rent Boy, die etwas ironisch von Lou Reed’s „Perfect Day“ untermalt wird. Mit Songs von New Order, Pulp, Blur, Elastica und natürlich Underworld liest sich die Tracklist fast wie ein UK-Best Of der 1990er. Vor ein paar Jahren habe ich mir die 20th Anniversary Edition auf orangenem Doppelvinyl zugelegt.
Eure Meinung ist gefragt: Welche Soundtracks fehlen?
Es war gar nicht mal so einfach, mich auf zehn Soundtracks festzulegen. Und morgen würde die Liste vielleicht bereits anders aussehen. Ob the Crow, Apocalypse Now oder Das Boot – in meiner Sammlung stehen einige Platten, die es verdient hätten, in diesem Artikel aufgeführt zu werden. Auf meiner Wunschliste ganz oben steht noch der Soundtrack zu Almost Famous. Nicht nur einer meiner Lieblingsfilme, sondern auch, was die Musik angeht, ganz großes Kino! Schwach werde ich vermutlich auch bei einigen der auf farbigem Vinyl neu aufgelegten Soundtracks von Studio Ghibli.
Schreibt gerne in die Kommentare, welche Soundtracks an dieser Stelle fehlen bzw. was die liebsten Stücke in eurer Sammlung sind!