In meiner neuen Heimat Hamburg gibt es zahlreiche alteingesessene Läden (Leseempfehlung: ‚Plattenläden in Hamburg – Vinyl kaufen in der Hansestadt‚), die Schallplattensammler seit Jahren oder gar Jahrzehnten mit Vinyl versorgen. Trotz des anhaltenden Vinylbooms sind die Überlebensbedingungen in den letzten Jahren nicht einfacher geworden. Abgesehen von den immer höheren Lebenshaltungskosten oder der Konkurrenz durch Onlineshops sind es auch die Nachwirkungen von Corona, die vielen Plattenläden immer noch zu schaffen machen.
Ich habe selbst im Dodo Beach Plattenladen gearbeitet als Corona über uns hereinbrach. Und tatsächlich war von einem Tag auf den anderen nichts mehr wie vorher. Kund*innen durften den Laden nicht mehr betreten, niemand konnte mehr in den Regalen stöbern. Der Ladenumsatz brach komplett ein. Natürlich verlagerte sich entsprechend viel auf den Onlineshop und Discogs, aber ohne die Unterstützung von Stammkund*innen, denen wir die bestellten Platten direkt an der Ladentür in die Hand drückten, wäre ein Überleben nicht möglich gewesen.
Corona macht Plattenläden noch immer das Leben schwer
Auch die Coronahilfen waren ein wichtiger Pfeiler der Finanzierung. Umso mehr wundert es mich, dass ich zuletzt immer mehr Berichte lesen musste, dass diese Hilfen plötzlich zurückgezahlt werden müssen. Nicht nur bei Plattenläden, sondern auch bei Clubs und anderen Kulturinstitutionen. Viele Betreiber*innen bringt dies an den Rand des Ruins.
So auch die Plattenkiste in Hamburg. Der Laden in Hoheluft blickt auf eine 30jährige Geschichte zurück. Ich zitere mich einmal selber aus oben erwähntem Artikel über Hamburgs Plattenläden: „Wirklich schön gelegen ist die Plattenkiste an einer gefühlt achtspurigen Straße mit dem schmucklosen Namen Ring 2 nicht, aber irgendwie passt das zum rauen Charme der Plattenkiste. Hier werden vor allem Liebhaber von Rockmusik fündig. Ob Classic Rock, Blues, Stoner, Metal oder Punk. Auch Tickets für zu den Genres passenden Konzerten und Festivals gibt es hier sowie eine gute Auswahl an DVDs.“
Auf gofund.me hat Besitzer Christian Kind zu Spenden aufgerufen. Glücklicherweise kann der Laden sich auf seine Stammkundschaft und die eingeschworene Gemeinschaft an Plattensammlern verlassen, denn das Spendenziel von 18.000€ ist mittlerweile errreicht worden. Selbst Olli Schulz hat in seinem Podcast „Fest & Flauschig“ auf die schwierige Situation des Plattenladens aufmerksam gemacht. Hoffen wir also, dass der Hansestadt die Plattenladeninstitution erhalten bleibt.