Den Titel Album der Woche gibts diesmal gleich doppelt – in der lauten und der ruhigen Variante. Mit Touché Amoré legt eine meiner liebsten Hardcore-Bands ihr neues Album vor. Dabei geben sich die Jungs um Jeremy Bolm nachdenklicher als sonst, aber nicht weniger energisch. Das Album wirkt indes nicht mehr ganz so kompromisslos wie „Parting the Sea Between Brightness and Me“, das einem die Zweiminüter nur so um die Ohren haute. Ausdruck dafür ist vielleicht die Tatsache, dass Pitchfork das erste Magazin war, welches das neue Album im Stream anbot. In Deutschland lag das neue Album sogar der VISIONS bei. Vielleicht erschließen sich die Jungs endlich einmal etwas größere Hörerkreise. Verdient hätten sie es definitiv!
Album der Woche Nummer zwei ist das lang erwartete Album von Mazzy Star, das auf schönem violetten Vinyl daher kommt (siehe Artikelfoto oben). Die Band samt Sängerin Hope Sandoval haben in den vergangenen 17 Jahren jedenfalls nichts verlernt. Lediglich der Einfluss von Country und Americana ist auf „Seasons Of Your Day“ hörbar größer geworden, was den wunderschön sentimentalen Melodien aber in keiner Hinsicht schadet!
Auch darüber hinaus hat die Woche einiges zu bieten. Gleich zwei Hype-Acts kommen mit neuen Releases um die Ecke. Casper legt den Nachfolger zu XoXo vor, das ihn in Superstar-Sphären hat aufsteigen lassen. Wie vermutlich nicht anders zu erwarten, kann „Hinterland“ den Vorgänger nicht toppen. In meinen Augen ist das Album viel zu sauber produziert und zu sehr auf Stadionrock (oder -rap?) getrimmt. Insbesondere die Refrains sind teilweise schon arg kitschig und fangen recht schnell an zu nerven. Immerhin macht es Casper einem recht einfach und fasst die Albumkritik in „Nach der Demo ging´s bergab“ selber treffend in Worte: „Zu viel Füllmaterial in deinem Mixtape„. Das Album der noch viel mehr gehypten Haim besteht für mich einzig und allein aus Füllmaterial. Fürchterlich das Ganze, auch wenn ich da mit meiner Meinung offensichtlich recht allein da stehe. Für mich klingen die Haim-Schwestern wie die unehelichen Töchter von Shania Twain. Aber nun gut…
Schön, dass es da noch eine Menge anderer Alben gibt, auf die man statt dessen zurück greifen kann: Agnes Obel, Au Revoir Simone, Sarah Bettens, Oneohtrix Point Never oder (Anspieltipp!) Son of the Velvet Rat. Für die Hipster unter euch spielen Claire (aus München) und Family of the Year (aus Kalifornien) auf. Auch Moby ist wieder da. Aber trotz hochkarätiger Unterstützung von Cold Specks, Damien Jurado, Wayne Coyne oder Mark Lanegan bietet „Innocents“ nicht mehr als unschuldigen Wohlfühlpop.
Die deutschsprachige Fraktion ist in dieser Woche besonders stark vertreten. Da wären z.B. Erdmöbel, Eric Pfeil und Gloria. Bitte wer, fragt ihr euch? Gloria bestehen aus dem Wir Sind Helden-Bassisten Mark Tavassol und Fernsehclown Klaas-Heufer-Umlauf. Dafür klingt das Album erstaunlich ernst und reif. Als letztes wären da noch die Goldenen Zitronen, die auf ihrem mittlerweile elften Album „auf Augenhöhe da weiterzumachen, wo Can und DAF aufgehört haben, als es gerade interessant wurde“ – das behauptet zumindest der Pressetext. Hörenswert ist das Ganze in jedem Fall! Auf dem Soundcloud-Profil von Vinyl Fantasy Mag gibt es die Playlist zum Anhören.