Den Record Store Day kennt vermutlich jeder! Für Vinylliebhaber gehört er mittlerweile einmal im Jahr zum absoluten Pflichttermin. Doch was ist eigentlich mit den Fans der guten alten Kassette, die in letzter Zeit ebenfalls zumindest ein kleines Revival unter Analogfans feiert? Die bekommen jetzt ebenfalls ihren eigenen Feiertag. Am 7. September findet zum ersten Mal der „International Cassette Store Day“ statt.
Ähnlich wie am Record Store Day öffnen an diesem Tag Plattenläden auf der ganzen Welt ihre Türen, um Fans spezielle Releases anzubieten oder Instore-Gigs zu veranstalten. Welche das genau sein werden, wird in der kommenden Woche auf der Webseite des Cassette Store Day bekannt gegeben. Anlässlich des Feiertages wird es exklusive Veröffentlichtungen neuer und altbekannter Alben geben. Unter den bisher bekannt gegebenen Releases finden sich Bands wie Fucked Up, Flaming Lips, Deerhunter, Efterklang und – ich raste aus! – At The Drive-In!
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Warum ich Kassetten immer noch toll finde!
Als ich die Nachricht über den Cassette Store Day gestern bei Kotzendes Einhorn gelesen habe, habe ich mich wahnsinnig gefreut. Ein Freund hat mich nur merkwürdig von der Seite angeschaut und gefragt: „Kassetten!? Was ist daran denn bitte so besonders?“ Ganz ehrlich, rational kann ich das nicht wirklich erklären. Der Klang ist nicht unbedingt besonders und das Vor- und Zurückspulen zu einem anderen Song oder der manchmal entstehende Bandsalat machen das Hören nicht unbedingt zum angenehmsten Erlebnis. Die Liebe für Kassetten besteht aus reiner Nostalgie. Ich bin mit ihnen aufgewachsen, die ersten musikalischen Erinnerungen sind untrennbar mit Kassetten verbunden, nicht etwa mit Vinyl. Zugegeben, die ersten musikalischen Gehversuche auf Kassette würde ich gerne aus meinem Gedächtnis streichen, aber das geht vermutlich den meisten so. Unter meinen ersten Besitztümern befanden sich musikalische Schätze wie David Hasselhoff, Milli Vanilli, Matthias Reim und die Scorpions. Wind of Change und so – furchtbar!
Aber es gab auch diese unvergesslichen Momente. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich vor dem Radio saß und die Record-Taste gedrückt habe, wenn ein Song lief, den ich toll fand. Und an den Ärger, wenn der Song plötzlich von einer aktuellen Verkehrsmeldung oder dem Geplapper des Moderators unterbrochen wurde. Im Gegensatz zu vielen Mitgliedern der Generation iTunes oder Spotify weiß ich auch heute noch, dass man einen Bleistift nicht nur zum Zeichnen oder Schreiben verwenden kann.
Es ist schade, dass die Tradition der Mixtapes vollkommen erloschen ist. Eine gebrannte CD oder eine Playlist bei Spotify sind einfach nicht das selbe. Ein Mixtape ist wahre Kunst! Das minutiöse Aussuchen der passenden Songs und ihrer Reihenfolge auf der A- oder B-Seite. Das genaue Timen der Songs, damit am Ende der Seite keine Pause von einer halben Minute zu hören ist. Das Auswählen eines tollen Coverbilds samt einem Namen, der möglichst lyrisch und geheimnisvoll daher kommt. Hach, was war das schön. Ich vermisse das Mixtape-Basteln! Heutzutage ist es ein nahezu überflüssiges Unterfangen Freunden ein Mixtape zu machen. Einen Kassettenrekorder hat doch niemand mehr zuhause rumstehen. Leider!
Die Freude über den Cassette Store Day und das Revival der Kassette sind also pure Nostalgie. Es freut mich, dass Bands ihre Alben wieder auf Kassette heraus bringen – meist sogar zu einem sehr günstigen Preis. Jüngst haben die Japandroids angekündigt, dass ihr Album „Post-Nothing“ als Kassette veröffentlicht wird. Großartig! Den Termin für den Cassette Store Day habe ich mir jedenfalls schon dick in meinem Kalender angestrichen. Und ihr solltet das auch…