Vinyl der Woche: Jule – Im Regio weinen

Es gibt manchmal so Musik, die nimmt dich vom ersten Moment gefangen. Von der Intensität, den Lyrics, der Stimme. Die Musik der Hamburger Singer-Songwriterin Jule ist so ein Fall. Direkt mit der ersten Single ‚Ganz leicht‘ hat sie sich nachhaltig in meinen Gehörwindungen festgesetzt. Jetzt hat sie ihre erste EP veröffentlicht. 6 Songs. 20 Minuten.

Und das ist auch fast schon der einzige Kritikpunkt. Viel zu schnell landet die Nadel wieder am Ende der Platte, gerne würde ich noch mehr Songs von Jule hören. Selten habe ich derart schonungslose Texte über Depressionen, Liebeskummer oder Angstzustände gehört wie in den sechs Songs auf dieser EP. Eingebettet sind die Texte in eine sehr reduzierte DIY-Ästhetik, nur begleitet von einer teils sehr schrammeligen Gitarre. Lo-Fi-Emo ist wohl die perfekte Umschreibung für Jules Musik.

Entstanden ist die EP übrigens zusammen mit Tillmann Gottfried, der vielen vielleicht eher als tigeryouth bekannt ist, und der einem seine Emotionen auf ähnlich intensive Weise auf Vinyl und Konzertbühnen entgegen schleudert. Unzählige Male habe ich ihn bereits als Opener für Hardcore/Emo/Punk-Bands erleben dürfen.

Nach dem ich Jule leider auf der Release Party im tollen Cruise Records Plattenladen auf St. Pauli verpasst habe, hoffe ich, dass sie bald auf Tour geht. Und ein komplettes Album veröffentlicht. Bis dahin bleibt mir nichts anderes übrig als die EP immer wieder auf dem Plattenteller umzudrehen. Und das werde ich mit Freude tun.

‚Im Regio weinen‘ als 12″ EP auf Zeitstrafe

‚Im Regio Weinen‘ erscheint einzig und allein auf schlichtem schwarzen Vinyl. Irgendwie auch passend zu der Musik, die einem aus den Plattenrillen entgegen strömt. Nicht umsonst wird Jule im Promotext als „das neue schwarze Sternchen an St. Paulis morschem Musikfirmament“ bezeichnet. Überhaupt hat die Singer-Songwriterin mit Zeitstrafe ein äußerst passendes Zuhause gefunden. Das Label hat Bands wie Captain Planet, Rauchen, Escapado, Matula oder eben den bereits erwähnten tigeryouth veröffentlicht und gehört für mich zu den stilsichersten hierzulande. Diese EP macht da keine Ausnahme.