Stuart Braithwaite ist einer dieser Menschen, dessen Tag mehr als 24 Stunden haben muss. Anders ist es nicht zu erklären, wie jemand in derart viele Releases und Projekte involviert sein kann. Neben seiner Hauptband Mogwai, mit denen er nicht nur unzählige Alben, sondern auch regelmäßig Soundtracks veröffentlicht, hat er vor einigen Jahren die „Supergroup“ Minor Victories gegründet. Mit dabei waren Rachel Goswell von Slowdive und Justin Lockey von den Editors. Nach der Veröffentlichung eines durchaus vielversprechenden und von der Kritik gefeierten Debütalbums 2016 hat man von der Band allerdings nichts mehr gehört.
Mit Silver Moth schlägt Braithwaite jetzt musikalisch in eine ähnliche Kerbe. Auch hier hat er sich eine Sängerin mit an Bord geholt – und zwar Ehefrau Elisabeth Elektra. Fünf weitere Musiker, die in verschiedenen Bands wie Abrasive Trees oder Burning House aktiv sind, ergänzen das durchaus umfangreiche Line-Up der Band: Evi Vine (Gitarre und Gesang), Steven Hill (Bass), Matthew Roachford (Gitarre), Ash Babb (Drums) und Ben Roberts (Cello) .
Ergiebige Jamsessions mit fremden Menschen
Aufgenommen wurde das Album im März 2021 in den Black Bay Studios, nach denen das Album auch benannt worden ist, auf den Äußeren Hebriden vor der Westküste Schottlands. Das Studio liegt zwischen riesigen Hügeln direkt am Atlantischen Ozean, wo das Wasser fast tintenschwarz und von imposanten grauen Felsen durchsetzt ist. Ganze vier Tage haben die Aufnahmen gedauert. Und das mitten in der Pandemie mit Menschen, die sich teilweise noch nie zuvor getroffen hatten.
Die Grundlage bilden improvisierte Jamsessions, deren Bruchstücke zu einem großen Ganzen zusammen gefügt wurden. Am Ende besteht das Album zwar lediglich aus sechs Songs, die sich aber auf eine Spielzeit von knapp einer Dreiviertelstunde erstrecken. Allein der vorletzte Song „Hello Doom“ mäandert mehr als 15 Minuten atmosphärisch durch Elemente von Postrock, Noise und sogar Drone.
Tiefschwarz wie der atlantische Ozean
Hörbar ist die Fremdheit unter den Musiker*innen und die kurze Aufnahmedauer zu keinem Zeitpunkt. „Black Bay“ ist dabei eigentlich keine Platte für den da draußen endlich langsam aufkeimenden Frühling, sondern eher zum Einschließen im muckeligen, heizungsgewärmten Wohnzimmer. Nur die Musik, die vom Plattenteller strömt – sonst nichts. Keine Termine und leicht einen sitzen sozusagen. Als Hörer*in ist spürbar wie das abgeschiedene Ambiente am Atlantik den Sound des Albums beeinflusst hat.
Besonders betörend ist in dieser Melange aus Postrock und Dreampop die Stimme von Elisabeth Elektra. In vielen Momenten erinnert mich das an Beth Gibbons von Portishead. Oder auch an eine postrockige Version von Daughter. Die Songs entfachen zwischen all den Gitarren, Keyboards und Streichinstrumenten eine fast schon hypnotische Wirkung, die einen in den Bann zieht. Wie das tiefschwarze Wasser des Atlantischen Ozeans.
Vinyl der Woche als etwas einfallsloses Clear Vinyl
Ich bin an dieser Stelle mal ehrlich: es gibt Dutzende Platten da draußen, die mittlerweile in einer limitierten Edition auf Clear Vinyl angeboten werden. Ich finde diese Farbe ziemlich einfallslos. Es gibt Platten, wo die Farbe tatsächlich gut zum Albumcover passt, dann ist die Auswahl vollkommen in Ordnung. Oft empfinde ich es aber als recht uninspiriert. Lange Rede, kurzer Sinn: das Album von Silver Moth steht lediglich in einer Variante auf transparentem Vinyl in den Plattenläden.
Im Labelstore von Bella Union gibt es dieselbe Vinylfarbe in einer Edition mit signiertem Print. Die in UK auf 500 Exemplare limitierte Dinked Edition auf Black & White Swirl Vinyl ist leider bereits ausverkauft.
vinyl der woche
Silver Moth – Black Bay
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