Reissues sind ja so eine Sache für sich. Denn wenn der Vinylboom einen Nachteil hat, dann jenen, dass die Presswerke mit Neupressungen von ganzen Backkatalogen verstopft werden. Ich meine, mal ernsthaft, muss jedes Album von INXS unbedingt noch einmal nachgepresst werden? Oder alles von Simon & Garfunkel? Die Platten bekomme ich auch meist auf dem Flohmarkt immer noch für 5 Euro in guter Qualität. Und im Laden liegen sie wie Blei in den Regalen. Es gibt aber natürlich auch Reissues, die Sinn machen!
Vor allem dann, wenn die Erst- oder Zweitpressung bei Discogs und Co. zu horrenden Preisen gehandelt wird. Und wenn man sich bei der Nachpressung etwas Mühe gibt und nicht bloß lieblos das CD-Master auf Vinyl pressen lässt. Ein gutes Beispiel für ein solches Album ist „Effloresce“ von Oceansize. In meinen Augen ein absoluter Klassiker! Ihr kennt bestimmt folgendes Gefühl: Ihr kauft euch ein Album, dass euch vor 10-15 Jahren eine Menge bedeutet hat, endlich als Reissue auf Vinyl, aber beim Abspielen stellt sich einfach nicht mehr das gleiche Kribbeln ein wie damals. Nicht so bei Oceansize. Direkt mit den ersten Klängen fühle ich mich 14 Jahre zurück versetzt, als ich mir das Debütalbum auf einer schnöden CD besorgt habe.
Postrock meets Alternative Rock – und wie ich Incubus vermisse…
Es wird hier vermutlich einige Leser geben, denen Oceansize nicht wirklich etwas sagt. Denn trotz vier mehr oder minder großartiger Studioalben (insgesamt vier an der Zahl) hat die Band den großen Durchbruch nie wirklich geschafft. Dabei ist insbesondere das Debütalbum „Effloresce“ nach dem Erscheinen von so ziemlich jeder relevanten Musikpublikation abgefeiert worden. Und das mehr als zurecht.
Auf ihrem Debüt zelebrieren Oceansize in satten 75 Minuten eine unwiderstehliche Mischung aus Post- und Mathrock und dem klassischen Alternative Rock jener Zeit, der immer wieder in aggressive Gitarrenparts ausbricht. Mich wundert, dass ich keine Rezension finden konnte, in welcher der Name Incubus erwähnt wird. Denn sowohl stimmlich, aber auch stilistisch in vereinzelten Gitarrenparts ist die Ähnlichkeit kaum zu überhören (hört euch probehalber einfach mal „Catalyst“ an). und macht mir bewusst, wie sehr ich die alten Incubus eigentlich vermisse. Bands die mir als Referenz beim Hören sonst in den Sinn kommen sind vor allem Mogwai und Tool. Wer jetzt noch nicht neugierig geworden ist auf diese Band, dem kann ich auch nicht weiterhelfen. Nur schade, dass ich die Band, die sich leider 2011 aufgelöst hat, nie live erleben durfte. Wäre bestimmt ein Erlebnis gewesen!
Hochwertiges Reissue auf farbigem Vinyl
Es war höchste Zeit, dass ein Meisterwerk wie „Effloresce“ endlich auf Vinyl wieder veröffentlicht wird, denn die Erstpressung aus dem Jahre 2003 (die bislang einzige Pressung des Albums) wird bei Discogs für knapp über 100€ gehandelt. Am 10. November hat Beggars Banquet die Platte auf yellow/red swirl 2LP Vinyl neu aufgelegt. Das Gatefold Cover hält sich dabei getreu an das Original. Für die Neuauflage wurden die original analogen Master verwendet. Eine Downloadkarte liegt der Neupressung ebenfalls bei. Die Platte solltet ihr bei jedem gut sortierten Plattenhändler eigentlich nach wie vor bekommen. Angaben zu einer Limitierung habe ich bislang nirgendwo finden können.
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Auf Discogs gibt es ein paar negative Einträge zur Qualität des Sounds, die ich nicht wirklich bestätigen kann. Ich habe in diesem Jahr privat und vor allem auch im Laden einige schlechte Pressungen gehört, denen man teilweise schon nach dem Herausnehmen aus der Hülle ansieht, dass das nicht ordentlich klingen kann. Die Oceansize LP klingt bei mir zu Hause tadellos und ich bin sehr froh, dieses Album endlich meiner Sammlung hinzufügen zu könn.
Das einzige etwas Ärgerliche an meinem Exemplar ist, dass der Sticker auf der C-Seite innen nicht richtig mittig geklebt worden ist. Was glücklicherweise nicht ganz so schlimm ist, da die Endlosrille so breit ist, dass der Sticker nicht in den von der Nadel abspielbaren Bereich reicht.