Vinyl Fantasy empfiehlt: 15 Schallplatten für 2024

Das neue Jahr wirft seine Schatten voraus. Nachdem gefühlt gestern noch mühsam die Jahresbestenlisten für 2023 zusammengestellt wurden, stehen bereits einige tolle Alben für das erste Vierteljahr in den Startlöchern. Wie immer zu Jahresbeginn habe ich eine Liste an erwähnenswerten Alben zusammengestellt, denen ihr ein Ohr schenken solltet. Auch wenn sich in der folgenden Liste die ein oder andere gehypte Band befindet, habe ich versucht auf ‚große‘ Namen wie The Libertines, The Smile, The Jesus & Mary Chain, J Mascis oder Idles zu verzichten, von deren Platte ich glücklicherweise ein Exemplar der schicken (und in wenigen Minuten ausverkauften) Edition auf Blood Records vorbestellen konnte.

Sprints – Letter To Self

Die erste Woche des neuen Jahres bietet direkt ein absolutes Highlight. Um die Band ist in jüngster Vergangenheit ein mächtiger Hype entstanden. In der aktuellen Visions bereits zur Platte des Monats gekürt, fiebern viele Fans dem Debütalbum entgegen. Düster-noisiger Garagenpunk wie er so fast nur aus Dublin kommen kann, wo es irgendwo ein Nest an begnadeten Musiker*innen geben muss. Es bedarf keiner besonders hellseherischen Fähigkeiten, um vorherzusehen, dass das Album in einigen Jahresbestenlisten landen wird.

The Reytons – Ballad Of A Bystander

Die Band ging im letzten Jahr mit ihrem selbst releasten Album „What’s Rock and Roll“ ordentlich durch die Decke und landete auf Platz 1 der UK Albumcharts. Und der Vinylcharts. Blood Records sei Dank. Ich musste beim Hören als Referenz häufig an die Arctic Monkeys von früher denken. Die erste Single „Market Street“ vom neuen Album ist verdammt catchy und geht so schnell nicht mehr aus den Ohren. Klingt der Rest des Albums ebenso, ist „Ballad Of A Bystander“ ein echtes Indie-Highlight!

Slift – Ilion

Sub Pop ist vermutlich jeder Leser*in ein Begriff, da das Label viele bekannte Acts aus den Bereichen Grunge und Alternative Rock veröffentlicht hat. Die Musik des französischen Trios Slift steht mit seiner doomig-psychedelischen Wucht nicht unbedingt repräsentativ für das Labelroster. Trotzdem (oder vielleicht gerade deswegen) scheint Sub Pop hier wieder eine echte Perle ausgegraben zu haben. Die ersten beiden Songs, darunter der 11-minütige Titeltrack, machen richtig Bock auf das komplette Album.

Casey – How To Disappear

Die Jungs aus Wales stehen für emotional atmosphärischen Hardcore. Insbesondere das umwerfende Debütalbum „Love Is Not Enough“ habe ich rauf und runter gehört. Auch live entfachen die Jungs eine unfassbar dichte Atmosphäre, die Zuhörer*innen in den Bann zu ziehen vermag. Ich bin sehr gespannt auf Album Nummer 3, nachdem sich die Band eigentlich bereits aufgelöst hatte. Die bislang veröffentlichten Vorab-Singles klingen vielversprechend!

Future Islands – People Who Aren’t There Anymore

Hach, diese Band. Irgendwie zaubert mir die Stimme von Sam T. Herring stets ein Lächeln ins Gesicht. Wie kann man beim tanzbaren Indiepop der Band auch keine gute Laune bekommen? Ihr Gig im Berghain vor mittlerweile mehr als 10 Jahren war definitiv eines der Konzerthighlights während meiner Zeit in Berlin. Ich hätte gedacht, dass die Band mittlerweile größer ist als es tatsächlich der Fall ist, das ändert aber nichts daran, dass ich sehr gespannt bin auf das kommende Album.

Alkaline Trio – Blood, Hair & Eyeballs

Was melodische Punkmusik angeht, sind Alkaline Trio ganz vorne mit dabei. „From Here To Infirmary“ ist ein absoluter Klassiker des Genres. Zwischenzeitlich hatte ich die Band etwas aus den Augen verloren, umso mehr freue ich mich auf das neue Werk. Die Vorab-Songs klingen richtig gut. Toll wäre es, wenn die Band noch mal für ein paar Konzerte nach Deutschland kommen würde, da ich sie bislang nie live erleben durfte.

Coogans Bluff – Balada

„psychedelickrautrockfromgermany“ ist die Selbstbeschreibung der mittlerweile in Berlin ansässigen Band. Das kurz vor dem Ausbruch der Coronapandemie veröffentlichte letzte Album „Metronopolis“ habe ich damals häufig im Dodo Beach gehört, irgendwie war es die perfekte Platte für die Arbeit im Plattenladen. Wer etwas für Retro, Kraut oder Spacerock übrig hat, sollte der Band mal ein Ohr leihen.

Tapir! – The Pilgrim, Their God And The King Of My Decrepit

Die Band aus Südlondon dürfte bislang vermutlich den wenigsten Leser*innen hier etwas sagen. Das könnte sich aber recht schnell ändern. Die bisher veröffentlichten Songs erinnern irgendwo an Belle and Sebastian oder die frühen Coldplay. Mich hat die Band jedenfalls bereits ordentlich angefixt.

The Menzingers – Some Of It Was True

Manche werden sich wundern, warum das Album an dieser Stelle aufgeführt wird, schließlich ist es doch schon im Oktober des vergangenen Jahres veröffentlicht worden. Das ist korrekt, nur leider nicht auf Vinyl. Sonst wäre es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in meiner Jahresbestenliste 2023 gelandet. Auch wenn ich versucht habe, das Album nicht allzu oft digital zu hören, haben sich einige Songs mit Nachdruck in meine Hirnwindungen gefressen. Wandert Ende Januar auf alle Fälle endlich in meine Plattensammlung!

The Last Dinner Party – Prelude To Ecstasy

Gibt es eine Band, um die im vergangenen Jahr ein größerer Hype entfacht worden ist? Selbst hier in Deutschland sind die Konzerte in Berlin und Köln längst restlos ausverkauft – und das bevor das Debütalbum der Britinnen überhaupt erschienen ist. Durch ihre Bühnenpräsenz in Kostümen, die an Marie Antoinette erinnern, haben sie sich nachhaltig auf die musikalische Landkarte gespielt. Sogar für die Rolling Stones durften sie in London bereits ein Konzert eröffnen. Musikalisch hat das viel von Florence + The Machine oder Dresden Dolls.

Meltway – Nothing Is Real

Paul von Through Love Records schafft es immer wieder, meinen Geschmack zu treffen. Nicht umsonst stehen viele seiner Releases in meiner Sammlung (laut Discogs sind es mehr als 30!). Mit Meltway hat er mal wieder eine Shoegaze-Perle ausgegraben, ein Genre, in dem Through Love mit Bands wie Mondaze, Mumrunner oder Newmoon bereits einige tolle Releases vorzuweisen hat.

A Burial At Sea – Close To Home

Das selbstbetitelte Debütalbum von A Burial At Sea war für mich – insbesondere durch die grandios eingesetzten Trompeten – eines der Postrock-Highlights 2020. Jetzt sind sie mit dem Nachfolger „Close To Home“ auf Pelagic Records, einem meiner absoluten Lieblingslabels, gelandet. Das kann nur gut werden!

Sperling – Menschen wie mir verzeiht man die Welt oder…

Was deutschsprachige Musik angeht, haben sich Sperling seit ihrem Debütalbum „Zweifel“ vor mittlerweile drei Jahren zu einer meiner meistgehörten Bands entwickelt. Der durch ein Cello unterstützte Crossover-Sound der Band trifft insbesondere durch die Lyrics voll meinen Nerv. Der Vorab-Song „Die kleine Angst“ mit Mario Radetzky, seines Zeichens Frontmann von Blackout Problems (noch so eine tolle deutsche Band), verspricht ein nicht minder gutes Album Nummer 2.

Klez.e – Erregung

Mit „Vom Feuer der Gaben“ hat die Berliner Band in meinen Ohren eines der eindrucksvollsten deutschsprachigen Alben der letzten 15 Jahre veröffentlicht. Und eine der größten Lücken in meiner Plattensammlung geschaffen, denn bislang gibt es das Werk nur auf CD. Das letzte ebenfalls überzeugende Album „Desintegration“ ist bereits sieben Jahre her, jetzt gibt es endlich Nachschub!

Shoreline – To Figure Out

Ich lege mich einfach mal fest: würden Shoreline nicht aus Münster kommen (no Offense!), sondern aus UK oder den USA, wären sie einer der größten Namen in der Emopunk- und Hardcore-Szene. In den letzten Jahren haben sie sich durch gefühlt jede Location in Deutschland gespielt (zuletzt als Support für Iron Roses). jetzt sind sie auf Pure Noise gelandet, wo u.a. Spanish Love Songs, Knuckle Puck oder The Story So Far ihre Alben veröffentlichen. Mit „Bent/Broken“ haben sie sogar einen veritablen Hit geschaffen, der in keiner Emo-Poppunk-Playlist fehlen sollte. Mal schaun, ob so einer auch auf dem neuen Album zu finden ist.

AUSSER KONKURRENZ: Yeahrs – Spiritual Sickness

Im Dezember erreichte mich eine Promomail, in der das Debütalbum einer jungen Berliner Band angekündigt wurde. Den Namen hatte ich bereits gehört, weil Yeahrs im November den Gig von Explosions In The Sky in Berlin eröffnet haben, an dem ich aber leider nicht teilnehmen konnte. Also habe ich in die Songs reingehört und mich direkt verliebt. Ein toller Mix aus Shoegaze und Grunge mit Ausreißern in Richtung Hardcore. Sollte man für die Zukunft auf dem Zettel haben!