Mittlerweile ist es fast zur Gewohnheit geworden, aber nachdem bereits für die USA und UK steigende Umsatzzahlen von Vinyl Schallplatten für das Jahr 2022 bekannt gegeben worden sind, zieht jetzt auch der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) nach. Den aktuellen Marktdaten zufolge sind 2022 5,1% mehr Schallplatten verkauft worden als im Vorjahr. Ähnlich wie in den USA und UK ist das Plus hier aber deutlich geringer als 2021, wo ein Umsatzplus von knapp 20% verzeichnet werden konnte.
Hinsichtlich des Anteils am Gesamtumsatz liegt Vinyl erneut an dritter Stelle. Bei einem Anteil von sechs Prozent liegt die Schallplatte weiter hinter der CD, die auf einen Marktanteil von 12,9 Prozent kommt – allerdings bei einem erneuten deutlichen Minus von 17,1% Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahr. Unangefochtener Spitzenreiter bleibt das Audio-Streaming, das nicht nur um 14 Prozent zulegte, sondern mit 73,3 Prozent mittlerweile fast drei Viertel des kompletten Umsatzes der Branche ausmacht. Downloads tragen nur noch verschwindende 2% zum Umsatz bei.
Die Musikindustrie im Aufwind – höchster Gesamtumsatz seit 20 Jahren
Der Gesamterlös der Musikindustrie in Deutschland ist 2022 auf die Summe von 2,07 Milliarden Euro gestiegen. Das entspricht nicht nur einem Wachstum von 6,1 Prozent, sondern bedeutet, dass die Branche erstmals seit 20 Jahren (zuletzt war es 2002 der Fall) wieder die Umsatzmarke von 2 Milliarden Euro geknackt hat. Natürlich hat sich seitdem einiges getan: nur noch knapp ein Fünftel des Umsatzes (19,7 Prozent) stammen aus dem physischen Geschäft, der weitaus größere Teil der Einnahmen ergibt sich mit 80,3 Prozent aus Online-Verkäufen. Die zunehmende Bedeutung des Onlinebereichs wird auch an der Marktentwicklung 2022 deutlich. Während das Digitalgeschäft im vergangenen Jahr um 11,7 Prozent zulegte, ging der physische Markt um ungefähr den identischen Anteil (11,9 Prozent) zurück.
Dr. Florian Drücke, Vorstandsvorsitzender des BVMI, sagt zur anhaltend positiven Entwicklung der Schallplatte: „Beim Thema Vinyl wiederum zeigen unsere Daten ja seit vielen Jahren, dass die Schallplatte auch auf viele junge Menschen eine hohe Anziehungskraft ausübt. Hier könnte der Kulturpass ab dem Sommer 2023 sowohl für Fans als auch für die Branche eine durchaus stimulierende Wirkung haben.“
Vielleicht kurz zur Erklärung: Die Bundesregierung führt 2023 einen so genannten Kulturpass ein, auch als Folge der Einschränkungen der Corona-Pandemie. Ziel ist es, Jugendliche für Kultur zu begeistern. Alle Jugendlichen, die im Jahr 2023 18 Jahre alt werden, erhalten ein Guthaben in Höhe von 200 Euro. Dieses können sie auf einer digitalen Plattform (als App oder Webseite) einlösen, auf der sich Kulturanbieter registrieren können, um Konzerte sowie Theater- und Kinovorstellungen anzubieten. Aber auch Medien wie Bücher oder eben Vinyl Schallplatten sollen zum Angebot gehören. Das Angebot ist dabei auf lokale Kulturanbieter beschränkt, große Online-Verkaufsplattformen sind also ausgeschlossen. Eine durchaus gute Idee, wie ich finde. Wie viel von dem Guthaben Jugendliche dann aber tatsächlich in Schallplatten investieren, wird abzuwarten sein.