Kennt ihr dieses Gefühl? Man spielt den ersten Song von einem Album an, weil man eine interessante Rezension gelesen hat oder es einem von einem Freund empfohlen worden ist, und schwupps… wird man direkt in den Bann gezogen. So erging es mir mit dem Debütalbum der Hamburger Band Tauben. Der erste Song ‚Kaffee‘ ist mit seiner 90er Jahre Crossover-Gedächtnis-Ästhetik direkt ein echter Banger.
Laut eigener Aussage spielen Tauben „so was wie Wave Punk“: Bisschen hässlich, bisschen ranzig. Aber wunderschön. Und erinnern dabei häufig an Team Scheisse, durch die Texte und die ab und zu eingesetzten elektronischen Spielereien an Egotronic, aber auch an die verschiedensten Bands aus dem fast schon unüberschaubaren Kosmos von Jens Rachut. Dass dieser das Album produziert hat überrascht also nicht. Neben Moses Schneider übrigens – zwei Legenden hinter dem Mischpult quasi. Da kann ja eigentlich nur ein gutes Album bei rumkommen.
Nachdenklicher Punk, der zum Tanzen einlädt
Im Vordergrund der 11 Songs steht Schrammelpunk mit manchmal sarkastischen, oft aber die Realität auf den Punkt treffenden Texten, die den Blick ins beiliegende Lyric Sheet lohnen. Trotz der beißenden Kritik an den Auswüchsen der heutigen zu Tode kapitalisierten Gesellschaft regen die Songs trotzdem (oder gerade deswegen) zum Tanzen oder eher Moshen an. Selten wurde Zynismus derart elegant mit Melodien verknüpft. Hat ein wenig was von deutschen Sleaford Mods, wie ich finde. Fans deutschprachiger Punkmusik sollten diesem Album definitiv ein Ohr leihen.
Die Farbe Lila
Direkt beim Label oder in Hamburg bei Hanseplatte bekommt ihr das Album in einer auf 99 Exemplare limitierten und handnummerierte Edition auf lilafarbenem Vinyl (33 davon bei Hanseplatte). Im gut sortierten Plattenladen um die Ecke gibt es zudem schwarzes Vinyl. Mehr Optionen gibt es nicht. Ist aber auch nicht nötig.
Tauben – Bis ans Ende der Schäbigkeit
*Hinweis: es handelt sich um Affiliate-Links!