Eigentlich war ich bereits am überlegen, die Kategorie „Vinyl der Woche“ in den wohlverdienten Winterschlaf zu schicken. Schließlich erscheinen so kurz vor Weihnachten in der Regel nur wenige reguläre Alben, sondern eher Best-Of-Compilations, Livealben oder eben das unvermeidliche Weihnachtsalbum. Doch dann kommen die Koblenzer Liotta Seoul mit einem tollen Werk um die Ecke. Und das muss an dieser Stelle definitiv entsprechend gewürdigt werden!
Ungewöhnlich ist, dass tatsächlich jeder der acht Songs vorab veröffentlicht und mit einem eigenen Video gewürdigt worden ist (hier gehts zur kompletten YouTube-Playlist), die allesamt aus dem kreativen Gedankenkosmos von Frontmann Sven Int-Veen stammen. Das größte Kompliment, dass man dieser Platte vermutlich machen kann, ist, dass jeder Song tatsächlich als Single funktioniert. Das ist selten und viel mehr muss man über die Qualität des Albums auch gar nicht sagen. Mit einer Spielzeit von nicht einmal 28 Minuten (wie gesagt: es sind „nur“ acht Songs enthalten) ist das Album dementsprechend kurzweilig.
Eine Zeitreise an den Anfang der 2000er
In zahlreichen Momenten muss ich an die Australier Violent Soho denken. Oft garniert mit einer Prise Weezer (also den frühen bis spätestens zum Beginn der 2000er). Sowieso klingt dieses Album wie eine Zeitreise an den Anfang dieses Jahrtausends. Würde ein Song wie „Star“ auf einer 2000er-Alternative-Party gespielt, würde vermutlich niemandem auffallen, dass dieser dort eigentlich nicht hingehört. Mir kommen beim Hören Bands wie Bran Van 3000, Smashing Pumpkins oder sogar Bush in den Kopf. Vermutlich weil es sich ebenfalls um eine Band aus der deutschen „Provinz“ handelt, kommen mir auch häufig Union Youth in den Sinn, die mit ihrem Alternative Grunge Anfang der 2000er sogar internationale Major Labels auf sich aufmerksam machten („The Royal Gene“ ist für mich immer noch eines der tollsten deutschen Alben, da je aufgenommen wurde).
Ich bin wirklich gespannt, ob Liotta Seoul Ähnliches gelingt und ob man von der Band in Zukunft noch viel hören wird. „Worse“ ist mit das Beste, was ich an energiegeladenem Alternative Rock in diesem Jahr zu hören bekommen habe (unabhängig von der Herkunft). Ein Feuerwerk an Hits. Ein bisschen mehr Hype würde ich der Band definitiv gönnen!
Vinyl der Woche: Bandshop statt Plattenladen
Die Vinyl der Woche gibt es in einer einzigen Variante: auf pinkem Vinyl. Diese könnt ihr sowohl im Shop der Band als auch im Labelshop von Krod Records käuflich erwerben (Links weiter unten). Da es keinen deutschen Vertrieb zu geben scheint, ist die Platte bislang nicht im Plattenladen verfügbar. Zumindest habe ich sie in keinem der gängigen Onlineshops gefunden – außer bei Flight13, wo sie aber mittlerweile vergriffen ist. Vielleicht lohnt aber ein Nachfragen vor Ort, denn manchmal kennt der Plattenhändler eures Vertrauens ja Mittel und Wege, um an gefragtes Vinyl heranzukommen.
vinyl der woche