Deutschsprachige Musik hat einen Lauf. Anders kann man es kaum sagen. Mit Pascow habe ich vor kurzem bereits eine deutschsprachige Platte zur Vinyl der Woche gekürt. Burnout Ostwest haben grad einen tollen neuen Release veröffentlicht und am Freitag erscheint das mit Spannung erwartete Album von Team Scheisse. Dazu sind die Donots vor wenigen Wochen auf Platz 1 der deutschen Albumcharts eingestiegen, am Freitag folgten ZSK auf Platz 4.
Jetzt also Frachter. Die Band kommt aus Weimar und hat bislang eine EP veröffentlicht. Die ist ehrlich gesagt komplett an mir vorbei gegangen, vielleicht weil sie nur auf CD veröffentlicht worden ist. Wer macht denn so was bloß? Aber im Ernst: jetzt steht das Debütalbum „Bad Sterben“ in den Regalen und die elf Songs katapultieren das Emopunk-Genre mit Wucht auf die musikalische Landkarte zurück.
FFO: Matula, Lygo und Captain Planet
Am Ende von Promotexten gibt es oft den Hinweis „FFO“. Was so viel heißt wie „for fans of“. Oft stehen dort die üblichen Verdächtigen, so dass gefühlt jedes zweite Album nach Joy Division klingen müsste (sehr einfallsreich, liebe Schreiberlinge). „Bad Sterben“ würde ich eher mit Lygo, Matula und vor allem Captain Planet in Verbindung bringen. Vor allem die Vorab-Single „Homo Faber“ – definitiv ein Highlight des Albums – klingt schon arg nach den Hamburger Punks. Was definitiv als Kompliment gemeint ist, denn die Band , die zuletzt 2016 ein Album auf Zeitstrafe veröffentlicht hat, fehlt sehr in der deutschen Musiklandschaft, wie ich finde.
Dieses Namedropping (im Promotext werden noch …But Alive und frühe Muff Potter erwähnt) wird Frachter aber nicht im Ansatz gerecht. Dazu enthält „Bad Sterben“ einfach zu viele Hymnen, die einem im Kopf hängen bleiben. Neben „Homo Faber“ seien hier stellvertretend „…But Sterben“, „Schnauzbert“ oder „Keine Szene machen“ genannt, das sich kritisch-ironisch mit der hiesigen Musikszene auseinander setzt.
„Für immer lieber Gildan
als Fair Trade bedruckt
Das Shirt wird trotzdem teurer
Wachsen muss das Bruttopunkprodukt.
In 31 Minuten haucht die Band dem Genre mächtig frischen Wind ein. Vor allem die druckvollen Drums gefallen mir sehr. Die elf Songs überzeugen durch abwechslungsreiches Songwriting, einprägsame Melodien und Lyrics, die quasi zum Mitsingen einladen. Apropos Mitsingen: ich hoffe, dass sich die Bands für ein paar Livegigs durch die Republik bewegt, denn die Energie auf Platte würde ich wirklich gerne in einem kleinen Club erleben. Ich bin wirklich gespannt, ob die Band mit diesem Album die Aufmerksamkeit bekommt, die sie verdient. Während dessen läuft die Platte bei mir erst mal auf Repeat. Spätestens bis zum nächsten Album von Captain Planet.
Vinyl der Woche als Special Silk Screen Edition
Wenn ihr die aktuelle Vinyl der Woche euer Eigen nennen möchtet, habt ihr zwei Möglichkeiten. Entweder bestellt ihr die Platte direkt beim Label Gunner Records. Dort gibt es u.a. eine auf 100 Exemplare limitierte Edition auf Clear Vinyl mit handnummeriertem Siebdruck-Cover. Noch sind einige Exemplare verfügbar, ihr solltet aber vermutlich nicht allzu lange warten. Die zweite Möglichkeit ist der Gang in den Plattenladen, wo das Album auf gelbem Vinyl in den Regalen stehen sollte. Die Auflage ist auf 400 Exemplare limitiert.
vinyl der woche