In der Regel bin ich kein großer Fan von Livealben. Man kennt die Songs eh und nur selten schaffen es Alben die Liveatmosphäre so einzufangen, dass sie dem Konzerterlebnis nahe kommen. Aus diesem Grund stehen vielleicht ein gutes Dutzend Livealben in meiner Plattensammlung, die Hälfte davon vermutlich von Pearl Jam. Der meiner Meinung nach immer noch besten Liveband dieses Planeten.
Auf Tour mit eigens geschriebenem Material
Das Livealbum von Black Country, New Road erscheint nach der Veröffentlichung des vielfach gelobten Konzertfilms „Live At Bush Hall“, den ihr euch auf YouTube anschauen könnt. Das Album enthält das Set ihrer drei aufeinanderfolgenden, natürlich ausverkauften Shows in der historischen Bush Hall in London, die 400 Besucher*innen Platz bietet.
Als ich mir den Konzertfilm kurz nach der Veröffentlichung angeschaut bzw. angehört habe, war ich zunächst etwas verwundert, da ich keinen einzigen der aufgeführten Songs kannte. Die Tatsache, dass Sänger Isaac Wood kurz vor dem Release von Album Nummer 2 aus der Band ausgestiegen war, ist tatsächlich komplett an mir vorbei gegangen. Vom Septett zum Sextett geschrumpft, entschieden sich die verbliebenen Mitglieder nicht etwa mit den bekannten Songs aufzutreten, sondern komplett neues Material zu schreiben. Mit diesen neuen Songs ging es dann auf Tour und über die Festivalbühnen Europas.
Wie man es in einem derart kurzen Zeitraum schafft, neue Songs zu schreiben, die das Publikum auch in der neuen Bandkonstellation in den Bann ziehen, ist mir tatsächlich schleierhaft und nötigt mir größten Respekt ab. Immerhin war die prägnante Stimme von Isaac Wood nicht unwesentlich für den Sound der Band. „Wir wollten kein Studioalbum machen“, so Keyboarderin May Kershaw. „Wir haben die neuen Stücke speziell für Live-Auftritte geschrieben und dachten, es wäre eine gute Idee, eine Performance zu veröffentlichen.“
Eine der spannendsten Bands der Gegenwart
Und was soll ich sagen? Die Idee war tatsächlich verdammt gut. Die neun Songs wissen die Hörer*innen für sich einzunehmen, zu berühren und das Publikum vor Ort zu begeistern. Das erinnert in vielen Momenten an Björk, Joanna Newsom oder frühe Arcade Fire. Auch der Name PJ Harvey schwirrte beim Hören immer wieder durch meine Gedanken. Mag vielleicht auch daran liegen, dass mit John Parish ein langjähriger Kollaborateur von PJ Harvey die Musik der Liveperformance abmischte.
Waren die beiden bisher veröffentlichten Alben bereits musikalische Offenbarungen, zementieren Black Country, New Road mit „Live At Bush Hall“ ihren Status als einer der aufregendsten Bands unserer Zeit. Ich bin jetzt schon gespannt auf Album Nummer 3.
Black Country, New Road auch hierzulande live zu sehen
Im Oktober kommt die Band für drei Termine (Berlin, Hannover, Köln) nach Deutschland auf Tour. Und darauf bin ich wirklich gespannt, da auch an diesen Abenden – wie bereits angekündigt – keine Songs der ersten beiden Alben gespielt werden. Nach dem Hören von „Live At Bush Hall“ steht für mich aber fest, dass ich mir ein Ticket für die Show im Festsaal Kreuzberg in Berlin besorgen werde. Obwohl ich die Songs der beiden grandiosen Alben wirklich gerne live auf der Bühne erlebt hätte, verfügt die Band offensichtlich über genügend Talent und Kreativität, um ein überragendes Konzerterlebnis zu gewährleisten.
Vinyl der Woche ausschließlich auf schwarzem Vinyl
Falls ihr das Livealbum in eure Plattensammlung integrieren möchtet, müsst ihr mit schwarzem Vinyl vorlieb nehmen. Egal ob im Plattenladen oder im Band- und Labelstore – eine andere Vinylfarbe ist nicht verfügbar.
vinyl der woche
Black Country, New Road – Live At Bush Hall
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