Mit ihrem Vorgänger „We Already Lost The World“ haben Birds In Row eines der besten Hardcore-Alben des Jahres 2018 abgeliefert. Fortan galten die Franzosen als große Hoffnung für ein manchmal leicht verstaubt wirkendes Genre. Sollten sie diese Erwartungshaltung in irgend einer Art und Weise bemerkt haben, ist davon auf ihrem neuesten Werk nichts spür- bzw. hörbar. Mit einem furiosen Werk legen sie die Messlatte noch einmal höher als auf Album Nummer zwei.
Ich liebe Hardcore. In meiner Plattensammlung hat das Genre einen eigenen Reiter. Wenn man aber ehrlich ist, hat es zuletzt selten eine Band geschafft, dem Genre neuen Wind zu verleihen. Wie zum Beipsiel Turnstile mit ihrem grandiosen „Glow On“, das spielend Genregrenzen einreißt und trotz des immensen Hypes eine der besten Scheiben des letzten Jahres ist. Die einzige klassische Hardcore-Platte, die mich 2022 bislang wirklich begeistern konnte (sofern ich an dieser Stelle nichts vergessen habe), ist mit „How Flowers Grow“ das Debütalbum von Scowl, die ich auf meinem Brighton-Trip Ende Juni als Vorband von Touché Amoré live erleben durfte.
Intensiver Post-Hardcore mit Hoffnungsschimmer
Mit ihrem neuesten Werk „Gris Klein“ legen die Franzosen die Messlatte für das Hardcore-Album des Jahres auf alle Fälle sehr weit nach oben. Das Album ist eine unfassbar intensive Ansammlung von Spannungswechseln, die sich stetig abwechselnd im Screamo oder Post-Rock/Metal bedienen (nicht ohne Grund war die Band zuletzt im Vorprogramm von Cult Of Luna auf Tour). Inhaltlich ist das Album eine Auseinandersetzung mit den Herausforderungen und Auswirkungen der Pandemie auf die eigene mentale Gesundheit. Trotz der intensiven Verzweiflung, der hier musikalisch Ausdruck verliehen wird, will die Band mit dem Album Hoffnung verbreiten. „Wir möchten, dass die Menschen wissen, dass sie nicht alleine sind und sich aufeinander verlassen können. Die Art und Weise, wie wir einander behandeln, ist politisch. Es ist in Ordnung, einander zu vertrauen.“ – mit diesen Worten wird die Band im Pressetext des Labels zitiert. Und weiter: „Das versuchen wir mit der Platte zu vermitteln: Haltet euch aneinander fest!“ Highlight des Albums ist das sechs Minuten lange „Noah“, das aus einer schon fast post-punkigen Grundstimmung einen Spannungsbogen aufbaut, der sich immer wieder in screamoartigen Ausbrüchen Bahn bricht. Die Lyrics handeln davon, dass philosophische Fragen immer wieder von ökonomischen Antworten als Norm begleitet werden.
„The more we walk, the more it rains stories about a deluge above our heads.
How ridiculous we look, here, clapping our hands as the waters rise.
Piled up clothes of those we lost, frail barricades for frail fates.
They are candies inside the jaws sculpted on godly waves.
You say we’d be free with the money.„
Vinyl der Woche: Red Creek bietet acht Vinylfarben an!
Falls ihr ein Problem damit haben solltet, euch für eine Vinylfarbe zu entscheiden, werdet ihr bei der Birds In Row LP in Schwierigkeiten kommen, denn hier habt ihr die große Qual der Wahl. Red Creek Records bietet in seinem Labelshop nämlich gleich acht verschiedene Editionen an: neben der schwarzen Vinyl gibt es gleich sieben verschiedene Vinylfarben – jeweils mit einer Auflage zwischen 300 und 500 Exemplaren. Wenn ich das grad richtig überblicke, sind sämtliche Vinylfarben noch verfügbar, ihr könnt euch also in Ruhe eure bevorzugte Variante aussuchen.
Im Plattenladen bei euch um die Ecke scheint die Vinyl leider nicht ganz so einfach bekommen zu sein – und wenn dann zu teuren Preisen jenseits von 40€. Zumindest was die Farbvarianten angeht. Schwarzes Vinyl scheint normal bestellbar zu sein, aber auch hier ist der Preis leider weit höher als direkt im Labelshop.
vinyl der woche