Deutschpunk hat einen echten Lauf. Zumindest wenn man das, was Berlin 2.0 da auf ihrem Debütalbum präsentieren, in dieses Genre einsortieren möchte. Im weitesten Sinne trifft es die Einordnung als Post-Punk wohl am besten, auch wenn mir die Bezeichnung mittlerweile zu inflationär verwendet wird. Die Band selber bezeichnet ihre Musik als „Death Pop“. Auch schön.
Um Missverständnissen vorzubeugen : Berlin 2.0 stammen aus Stuttgart. Vielleicht kommen einem deshalb beim Hören direkt Bands wie Die Nerven oder Karies in den Sinn. Für mich erinnert das aber in erster Linie immer wieder an die grandiosen Friends Of Gas. Was zum einen mit der rauen Stimme von Elena Wolf zu tun hat und zum anderen mit der düsteren Atmosphäre, die die Songs transportieren. Auch in den Lyrics werden gegenwärtige Themen schonungslos behandelt. Exemplarisch sei an dieser Stelle das fulminante „Kairos“ genannt:
„Versichert bis ins Grab und trotzdem in Gefahr / Man darf ja wohl noch sagen, dass früher mal mehr Deutschland war / Die wollen uns zerstör’n / Die wollen uns übernehm’n / Wer denkt denn an die Kinder? / Wenn jetzt alle Schwule werden?„
Intensiver Post-Punk aus Stuttgart
Berlin 2.0 können aber auch Pop. Der Opener „Benzo Heart“ ist für mich neben „Mailand“ von Pascow bislang der deutschsprachige Ohrwurm des Jahres. Insgesamt überwiegen aber die düsteren Wave-Elemente, die einen bunten Mix aus Love A, EA80 oder den Fliehenden Stürmen ergeben, um einfach mal mit ein paar Namen um mich zu werfen. Insgesamt ist „Scherbenhügel“ ein auch über die komplette Länge wahnsinnig intensives Album. Ich hoffe sehr, dass es die Band a) zeitnah in den Clubs der Republik live zu sehen gibt und b) dass sie sich mit diesem Album eine treue Fanbasis erspielen. Bislang scheint sich die Aufmerksamkeit noch in Grenzen zu halten. Abgesehen vom Ox Fanzine habe ich in keinem der einschlägigen Musikmagazine habe ich bislang eine Rezension zu der Platten finden können. Also hört diese Band und kauft euch die Vinyl. Diese zehn Songs sind ganz großes Kino!
Erstpressung der Vinyl der Woche fast ausverkauft
Das Album erscheint auf Flight 13 Records ausschließlich auf grau marmoriertem Vinyl. 300 Exemplare sind davon gepresst worden und wenn ihr eines davon abbekommen möchtest, müsst ihr schnell sein. Im Flight 13 Recordstore thront die Platte momentan auf dem ersten Platz der Top 20 und es gibt nur noch ein paar letzte Kopien. Auch auf der Bandcamp-Seite von Berlin 2.0 gibt es noch ein paar letzte Exemplare zu erwerben. Eine Nachpressung ist bereits angekündigt.
vinyl der woche