Es passiert eher selten, dass ein neuer Künstler auftaucht, der einen komplett umhaut. Bartees Strange gehört in diese Kategorie. Sein Debütalbum „Live Forever“ zählte 2020 zu einem meiner meist gehörten Alben. Inbesondere die beiden Singles „Mustang“ und „Boomer“ liefen auf Dauerrotation. Der wilde Genremix, der sich einen klarer Einordnung widersetzt, ist ein Feelgood-Album, das gute Laune macht.
Nachdem „Farm To Table“ bereits seit Juni auf allen gängigen Portalen zum Streamen zur Verfügung stand, ist jetzt endlich die Vinylversion erschienen. Die Versuchung, sich ein heiß ersehntes Album auf Spotify in voller Länge anzuhören bevor es die Vinyl gibt, ist stets groß. Doch beim Zweitwerk von Bartees Strange habe ich es tatsächlich geschafft mir lediglich die Vorabsingle „Heavy Heart“ anzuhören. Der erste Track des Albums ist in meinen Ohren einer der besten Songs des Jahres, weil er einem schlicht nicht mehr aus den Ohren geht, und setzt direkt den Ton für den Rest des Albums.
Bunter Genresalat entzieht sich Zuordnung
Das Schwierigste an der Musik von Bartees Strange ist die Einordnung in ein Genre. Eine eigentlich unmögliche Aufgabe, denn der Singer-Songwriter verweigert die Festlegung auf eine Stilrichtung. Von tanzbaren Clubnummern bis Balladen, über Hip Hop, Funk & Soul oder Jazz-Bläsern ist hier alles mit dabei. Im weitesten Sinne ist das vermutlich einfach Indiemusik. Müsste ich an dieser Stelle eine Referenz nennen, würde ich am ehesten auf Bloc Party kommen, die mir beim Hören oftmals in den Sinn gekommen sind.
Aber seien wir ehrlich: Bartees Strange hat es nicht nötig mit anderen Künstler*innen verglichen zu werden. Dazu ist seine Musik viel zu eigenständig, originell und vor allem abwechslungsreich. Jeder Song kreeiert sein eigenes kleines Klanguniversum und trotzdem funktioniert der Mix aus Uptempo-Nummern und melancholischen Balladen auf Albumlänge verdammt gut. Mal schauen, ob Bartees Strange mit seinem zweiten Album endlich der Durchbruch jenseits der Musikredaktionen gelingt. Zu wünschen wäre es ihm!
Vinyl der Woche: drei exklusive Varianten samt Bonustrack
In eurem lokalen Plattenladen habt ihr bei der Platte die Wahl zwischen schwarzem Vinyl und der Indie Exclusive Edition auf gelbem Vinyl. Falls euch das zu langweilig sein sollte, könnt ihr im Labelshop von 4AD noch eine limitierte Edition auf Striped Tri-colour (dark green, tan, dark brown) Vinyl oder das Album auf Kassette erwerben. Darüber hinaus gibt es bei Rough Trade noch eine auf 300 Exemplare limitierte Variante auf exklusivem blauen Vinyl, die noch nicht ausverkauft ist. Auf der Vinylversion gibt es mit „Daily News“ sogar einen Bonustrack, den ihr bei Spotify und Co. nicht auf dem Album findet.
vinyl der woche