Es ist Mitte Juli. Es ist verdammt heiß. Es ist die Zeit, in der normalerweise nicht allzu viele tolle Alben erscheinen. Doch diese Woche ist irgendwie anders. Sogar der bislang heißeste Anwärter auf den Titel „Album des Jahres“ befindet sich unter den Neuerscheinungen.
Deafheaven – Sunbather
Die Jungs bezeichnen sich selber als Blackmetal-Band. Dass Deafheaven nicht unbedingt die typische Blackmetal-Band sind, sieht der Hörer schon am pinken Cover des Albums. Die Musik, die sie auf „Sunbather“ entfalten, ist schlicht atemberaubend und lässt sich kaum in irgendeine Schublade stecken. Es fällt mir schwer, Worte zu finden, schon lange hat mich ein Album nicht mehr so eingesaugt und komplett begeistert wieder ausgespuckt. Es ist mir ganz egal, ob das nun Black Metal ist oder nicht. Selbst die Hipsterlieblinge von Pitchfork sprechen bereits jetzt von einem „modern classic“!
Defeater – Letters Home
„Letters Home“ ist das dritte Album der Hardcore-Band aus Boston. Das Drittwerk ist ein Konzeptalbum, das die Geschichte der Vorgänger „Travels“ und „Empty Days & Sleepless Nights“ weiter spinnt. Musikalisch besinnen sie auch auf wütenden, aber dennoch melodiösen Hardcore zurück. Ihr bestes Werk bislang! Die Vinyl gibts im Online Store von Bridge Nine Records im Paket mit T-Shirt, Poster und Aufnäher.
Grant Hart – The Argument
Grant Hart macht es einem wirklich nicht einfach. „The Argument“ ist ein Konzeptalbum, das u.a. von William S. Burroughs beeinflusst wurde und für das sich Hart angeblich Ideenanstöße aus „Paradise Lost“ von John Milton geholt haben soll. Es handelt von einem gefallenen Engel und so ungefähr klingt das Ganze auch. 20 Songs umfasst das Album. „20 stolze Songs„, wie der Musikexpress richtig schreibt – dramatisch, melancholisch, aufgewühlt, erhaben. Ein tolles Album!
Gogol Bordello – Pura Vida Conspiracy
Ach ja, Gogol Bordello. Ich muss bei ihrer Musik immer an den grandiosen Film „Alles ist erleuchtet“ denken. Normalerweise ist das nicht unbedingt meine Musik, aber Gogol Bordello zaubern mir irgendwie immer ein Lächeln auf die Lippen. Schon der Vorgänger „Trans-Continental Hustle“ hat den Weg in meine Sammlung gefunden – wenn auch in digitaler Form und nicht auf Vinyl. Mit ihrem neuen Album erfinden sie das Rad nicht neu, doch kaum eine Band schafft es, so zu klingen wie die New Yorker.
Speedy Ortiz – Major Arcana
Ein paar Referenzen gefällig? Pavement, Dinosaur Jr., Sonic Youth, Sebadoh, Liz Phair, Breeders. Speedy Ortiz sind aber kein „öder Abklatsch“ wie Andreas Borcholte auf Spiegel Online vollkommen richtig schreibt. Ganz im Gegenteil, Major Arcana ist „a redemptive ode“ (Pitchfork), „a great piece of wriggling, nervous, fuzzed-out melody“ (Stereogum) und „a mournful treasure that asks to be celebrated“ (Drowned In Sound). Liebhaber der erwähnten Bands sollten hier definitiv reinhören!
Feine Sahne Fischfilet – Wut im Bauch, Trauer im Herzen
Vor dieser Band habe ich verflucht großen Respekt. Und das meine ich jetzt nicht unbedingt musikalisch, obwohl mir das Ganze durchaus gefällt, wenn auch vielleicht nicht unbedingt auf Dauer. Beeindruckend ist ihr permanenter Kampf gegen die zunehmende Präsenz von Neonazis in Ostdeutschland. Es handelt sich hier um ein Rerelease des Albums, das 2013 beim kleinen antifaschistischen D.I.Y.-Label Diffidati erschienen ist. Auf Grund der Nachfrage hat sich das Hamburger Label Audiolith entschieden, das Album auf Vinyl noch einmal zu veröffentlichen. Eine gute und wichtige Entscheidung!
True Widow – Circumambulation
Stonegaze. Für True Widow wird oft ein eigener Musikbegriff verwendet. Eine Mischung aus Shoegaze und Stonerrock zelebriert die Band aus Texas. Die Songs auf „Circumambulation“ klingen ungefähr so schwer und düster wie es die Genrebezeichnung vermuten lässt. Dennoch hörenswert!
Soft Metals – Lenses
Jaja, noch so ein Duo, dass elektronische Musik macht. Immerhin wissen Patricia Hall and Ian Hicks ziemlich genau, was sie da tun. Ich lass an dieser Stelle einfach mal die Intro zu Wort kommen: „Soft Metals zelebrieren den schmalen Grad zwischen WichtHouse, Disco und 8Bit. Dass sie dabei klingen wie alle bekannten Bands aus diesem Genre – aka genau wie die Crystal Castles – ist jedoch beinahe unvermeidbar.“
Woog Riots – From Lo-Fi to Disco
Woog Riots machen Lo-Fi-Indie-Pop. Der Name des Albums ist exemplarisch für den Sound des deutsch-italienischen Duos. Elektronische Beats, Synthesizer und Anleihen aus dem Folk – hier ist alles zu finden. Erinnert in Teilen an die Moldy Peaches.
Powerwolf – Preachers of the Night
Ich muss zugeben, dass das überhaupt nicht (mehr) meine Mucke ist. Powermetal wie ihn die Jungs aus dem Saarland betreiben, hab ich vielleicht vor knapp 20 Jahren gerne gehört, trotzdem möchte ich das Album an dieser Stelle kurz erwähnen. Und das nicht etwa, weil sie im Metal Hammer zum Album des Monats gekürt worden sind, sondern weil sie eine besondere Altar Deluxe Edition des Albums herausgebracht haben. Diese bringt immerhin 6 Kilo auf die Waage und umfasst einen aus Holz gezimmerten Altar, eine Doppelvinyl in blutrot, ein Booklet, Poster, Feuerzeug, Kerzenhalter u.v.m. Für Fans vermutlich ein unbedingtes Muss, bei einem Preis von 130 Euro aber auch nicht ganz billig!
Philip H. Anselmo & The Illegals
Pantera waren oder sind Kult. Cowboys From Hell oder Vulgar Display of Power sind absolute Klassiker, aber mittlerweile auch schon mehr als 20 Jahre her. Frontmann Phil Anselmo macht derweil immer noch Musik. Wirklich einfallsreich ist das alles nicht mehr, aber nun gut. Bei finestvinyl gibt es das Album exklusiv als auf 50 Stück limitierte Vinyl mit schwarzen, grauen und weißen Splattern im Gatefold Cover.