Die ganz großen Namen fehlen diese Woche zwar, dafür ist die Qualität der Neuerscheinungen verdammt hoch. Sämtliche hier erwähnte Alben kann ich euch ohne schlechtes Gewissen ans Herz legen. Das Album der Woche kommt übrigens tatsächlich mal wieder aus deutschen Landen.
Abby – Friends and Enemies
Als Musikbekloppter wie ich ist man in den letzten Wochen nur schwer an Abby vorbeigekommen. Zumindest wenn man in Berlin wohnt, wo die Band mittlerweile auch zu Hause ist. Erst der Hype im Internet, dann eine Menge Spielzeit auf den verschiedenen Radiostationen. Auch international ist man bereits auf die Jungs aufmerksam geworden. Gigs in London oder auf dem renommierten SXSW Festival in Austin sprechen Bände. Das Debüt wurde ebenfalls in London aufgenommen und in den altehrwürdigen Abbey Road-Studios gemastered. Nicht die schlechtesten Voraussetzungen also, um groß durchzustarten. Das Potential dazu hat Abby auf alle Fälle. „Die Stücke auf “Friends & Enemies” tragen eine wunderbare Leichtigkeit in sich. Die Wahl-Berliner verknüpfen gekonnt Pop mit kleinen elektronischen Spielereien, Synthies und vor allem einem großen Gespür für packende Melodien„, schreibt Ariane von WhiteTapes. Hört mal rein:
I Is Another – I Is Another
Das Album ist bereits vor zwei Wochen erschienen, trotzdem muss ich es hier erwähnen, da der Release aus unerfindlichen Gründen komplett an mir vorbei gegangen ist. Jonah Matranga ist einer der Helden meiner späten Jugend, New End Original und Onlinedrawing liefen bei mir eine Zeit lang rauf und runter. Jetzt hat er sich mit Ian Love, der u.a. Mitglied der grandiosen Rival Schools war, zusammen getan. Klar, dass ich dem Album eine Chance geben musste. „Beeinflusst von der eigenen musikalischen Vergangenheit und Bands wie Led Zeppelin, Black Sabbath und den Cocteau Twins sowie der gesanglichen Intensität von Sunny Day Real Estate und Braid entstand das Projekt „I IS ANOTHER“ mit sieben Rocknummern, plus drei Akustikversionen„, schreibt Smash-Mag.com. Das ist auch irgendwie das einzige Manko an dem Minialbum.
Middle Class Rut – Pick Up Your Head
Der Vorgänger „No Name No Color“ war schon ein Brett von einem Album. Umso mehr freute ich mich auf den Nachfolger. Und glücklicherweise sind meine Erwartungen nicht enttäuscht worden. Von der ersten Sekunde geht „Pick Up Your Head“ steil nach vorne. Premier Guitar bezeichnet die Band nicht zu Unrecht als „one of the most exciting true-to-form alternative rock bands in recent memory—the kind that’ll hopefully make hipsters everywhere unbutton their ironic cardigans, remove hands from pockets, and get moving.“ Im Online Store der Band gibt es das Album im übrigen als weiße und als gelbe Doppelvinyl.
Letlive – The Blackest Beautiful
Und noch so eine Band, die sich in härterten Gefilden heimisch fühlt. Der Vorgänger „Fake History“ hat in der Post-Hardcore-Szene bleibenden Eindruck hinterlassen. Vollkommen zu Recht! Das Magazin „Kerrang!“ hat Frontmann Jason Aalon Butler 2011 gar zum „größten Rockstar der Welt“ gekürt. Das mag vielleicht ein wenig übertrieben sein, aber Fans von Deftones, Mars Volta oder Rage Against The Machine sollten hier definitiv mal reinhören.
Landshapes – Rambutan
Landshapes sind ein Quartett aus London, das hierzulande vermutlich den wenigsten bekannt sein dürfte. Was für diesen Beitrag recht ungünstig ist, denn die Musik lässt sich nicht so einfach beschreiben oder in eine Schublade stecken. Irgendwie ist das alles Folk, doch manchmal drängt es die Band eher in eine psychedelische Richtung, um dann plötzlich in Richtung Rock´N´Roll oder Shoegaze abzudriften. Man braucht zugegebenermaßen eine Weile, um Zugang zu dem Album zu finden. Die Geduld zahlt sich aber hinterher aus – versprochen!
Maps – Vicissitude
Elektropop. Um nichts anderes geht es bei James Chapman aka Maps. „Vicissitude“ ist sein drittes Album. National Public Radio, auf deren Webseite es das komplette Album auch als Stream gibt, schreibt: „Chapman’s charming songs sound fizzy and bright throughout Vicissitude (…) it’s an album versatile enough for dance floors and road trips alike.“ Besser hätte ich es jetzt auch nicht formulieren können…
Robert Pollard – Honey Locust Honky Tonk
Der schon wieder, könnte man sich denken! Manchmal frage ich mich, ob der Herr Pollard überhaupt irgendwann einmal schläft oder einfach nur permanent neue Songs und Platten produziert. Wie viele das mittlerweile sind, weiß er vermutlich selber nicht mehr. Erschreckend ist, dass man sich das alles irgendwie anhören kann. Auch auf „Honey Locust Honky Tonk“ zeigt er in 17 Songs in 34 Minuten, das er die verschiedenen Rockstile im Schlaf beherrscht.