Es gibt Platten, bei denen ich vor dem ersten Auflegen ziemlich genau weiß, was mich erwartet. Weil ich die Band kenne oder den Promotext bzw. eine ausführliche Rezension gelesen habe. Und dann gibt es Platten, die ich ohne jegliche Erwartungshaltung auf den eigenen Plattenteller lege. Das Debütalbum von Light And Rain gehört in diese Kategorie.
Hinter Light And Rain steht der Singer-Songwriter Jan-Eric Schlachter, der seit einigen Jahren mit seiner Gitarre durch die deutsche Musiklandschaft wandert. Für das Debütalbum „Avalanche Dream“ hat er erstmals eine Band um sich versammelt, um insgesamt neun Songs aufzunehmen. Nach einer kurzen Konversation bei Instagram hat er mir netterweise die Vinylversion des Albums zugeschickt, das wenig später bei mir eintrudelte.
Direkt nach dem Öffnen des Pakets halte ich eine Vinyl in hochwertiger Auswertung in den Händen. Neben Sticker und einem Lyric Booklet samt Fotos der Band war sogar eine Karte mit persönlicher Widmung dabei. Besonders schick ist dabei die Vinylfarbe geworden. Und musikalisch?
Überzeugende Wanderung zwischen Folk und Indie
Vorsichtig setze ich die Nadel auf die Rille in gespannter Erwartung auf den ersten Song. Nach wenigen Sekunden ertönt fast schüchtern eine akustische Gitarre, die mich irgendwie direkt an Kristofer Åström erinnert, was ein riesengroßes Kompliment ist. Spätestens, wenn die Mundharmonika einsetzt, wird dieser Eindruck bestätigt. „For You“ ist ein überraschend starker Song zum Einstieg in das Album. Während die Klänge in den weitaus treibenderen Song „The Ghost“ übergehen, stupst mich die Katze an, weil sie zum Kuscheln auf den Schoß möchte. Selbst ihr scheint zu gefallen, was da an Klängen vom Plattenteller strömt. Im Gegensatz zu dem sonst manchmal arg noisigen Zeug, das ich so auflege.
In der Folge wandert „Avalanche Dream“ gekonnt an der Grenze zwischen Folk und melancholischem Indierock entlang. Durch den gelegentlichen Einsatz der Mundharmonika verspüre ich direkt einen Nebraska-Vibe Marke Bruce Springsteen. Lyrisch setzt sich das Album mit Themen wie mentaler Gesundheit auseinander. In „Dreams“ geht es augenschienlich um depressive Phasen: „My name is loneliness and I wait for you / In your car and in the morning when you eat alone / You hear my desperate voice when you try to think / And in these nights I won’t let you sleep.“ Darüber hinaus geht es um den Verlust geliebter Menschen, zebrochene Freundschaften oder das Gefühl ein nicht verstandener Außenseiter zu sein.
And I still fear these ordinary people / See they never had the blues
Lost And Rain – „Lost Brothers“
Besonderer Pluspunkt des Albums ist die Tatsache, dass mit „Spin My Records“ ein Song über das Platten auflegen enthalten ist. Ein sträflich vernachlässigtes Thema in den Lyrics der Popkultur. Aber Spaß beiseite. „Avalanche Dream“ ist ein Album geworden, das sich auch vor Größen der Szene wie Mighty Oaks, Mumford And Sons oder meinetwegen City And Colour nicht verstecken muss. Eine wirklich gelungene Scheibe, die ich mit großer Freude der Singer-Songwriter-Abteilung meiner Plattensammlung hinzufüge.
Album als wunderschöne Vinylfarbe
Über eine Crowdfunding-Plattform wurden für die Produktion des Albums mehr als 10.000 Euro eingesammelt. In der Folge wurde das Debüt natürlich auch auf Vinyl gepresst. Neben einer auf 200 Stück limitierten Auflage auf schwarzem Vinyl gibt es auch eine farbige Edition, die – wie ich bereits erwähnt habe – wirklich schön geworden ist. „Orange transparent marbled“ heißt die Farbe und ist auf 100 Exemplare limitiert. Noch gibt es beide Editionen im Onlineshop der Band zu erwerben.
VINYL BEAUTIES
Light And Rain – Avalanche Dream
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