Montag Vormittag der große „Schock“! Auf meinem Smartphone blinkt die Einladung auf, eine Facebook-Seite zu liken. Nichts Besonderes eigentlich. Der Name ließ mich aber recht schnell wach werden. „Rettet das IKEA Expedit Regal“ hieß es da. Die Einladung kam von Marc von Pretty In Noise, einem der empfehlenswertesten deutschen Musikblogs. Was war da also los?
Die Geschichte ist recht schnell erzählt: Die Seite informierte über das Gerücht, dass das Expedit Regal ausgemustert wird. Ein Schock. Ein handfester Skandal sogar. Wie können die Schweden es wagen? Immerhin dient das Expedit Regal Plattensammlern weltweit als bewährtes Medium für die Unterbringung der geliebten Vinylsammlung. Wer auf Instagram dem ein oder anderen Plattensammler folgt, wird das Expedit Regal auf zahlreichen Fotos zu Gesicht bekommen. Es kann also kaum verwundern, dass die Facebook-Seite innerhalb kürzester Zeit mehr Fans angesammelt hat als das Vinyl Fantasy Mag. No Offense taken.
Die Entscheidung von IKEA scheint einen Nerv getroffen zu haben. Ein Nutzer wird auf der Seite mit den Worten zitiert: „Expedit ist nicht einfach nur ein Regal, es ist eine Lebenseinstellung! (…) Für alle Vinylsammler stellt es den heiligen Grahl der Schallplattenaufbewahrung dar!“ Für mich ehrlich gesagt nicht, ich habe nicht ein einziges Expedit-Regal in meinen vier Wänden stehen. Letztlich sind es nur Bretter und Schrauben. Es gibt andere Möglichkeiten wie z.B. das Regalsystem von stocubo, über das ich im Rahmen der Reihe „Vinyl Christmas: Geschenkideen für Plattensammler“ berichtet habe. Aber auch andere Nutzer zeigen sich geradezu geschockt, teilweise gar verärgert. Was macht das Expedit Regal so populär?
Im Prinzip ist das in meinen Augen einzig auf eine gewisse Bequemlichkeit zurückzuführen. Und auf den Preis. Kein Regal ist derart preisgünstig und simpel aufzubauen wie das Expedit. Und wenn die Schallplattensammlung wieder einmal gewachsen ist, fährt man in die nächste Filiale des schwedischen Möbelhauses und besorgt sich ein neues. Fertig. Genau diese Wirklichkeit scheint nun bedroht zu sein. Und auch wieder nicht.
Nachfolgemodell ab April
Mittlerweile hat IKEA auf die Unruhe im Lager der Plattensammler reagiert und sich geäußert. Ab April wird es ein Nachfolgemodell mit dem Namen Kallax geben. Die Regale werden die selben Innenmaße wie das Expedit haben, eignen sich also ebenso für das Verstauen der eigenen Vinylschätze. Einziger Unterschied: Die Außenkanten werden etwas dünner sein. Bei dieser Anpassung der Produktlinie scheint es sich einzig und allein um eine Designfrage zu handeln. Faszinierenderweise hat meine Freundin, ihres Zeichens Produktdesign-Studentin, am Wochenende beim Aufbau eines solchen Expedit-Regals, das übrigens keine Schallplatten enthalten wird, gemeint, dass die Außenwände viel zu dick seien. Designtechnisch ein kompletter Fehlgriff, so ihre Meinung. Zu dieser Erkenntnis scheinen jetzt auch die Verantwortlichen von Ikea gekommen zu sein.
Vinylfans und -sammler können sich also beruhigt zurück lehnen und müssen nicht zwecks Panikkäufen zum nächst gelegenen Ikea fahren. Es ist wie die Geschichte mit Raider und Twix. Expedit heißt jetzt Kallax. Nicht mehr und nicht weniger.