Die Reihenfolge der Liste hat im übrigen keine Bedeutung. Ich finde es immer schwierig, um nicht zu sagen unmöglich, einzuordnen, ob ein Album nun mein fünft- oder sechstliebstes des Jahres ist. Sicher bin ich mir nur bei meinem Album des Jahres und ich kann mir auch echt nicht vorstellen, dass da in den kommenden vier Monaten noch eine Platte um die Ecke kommt, die auch nur im Ansatz an deren Thron rütteln kann. Aber lest selbst.
Black Country, New Road – For The First Time
Für mich mit weitem Abstand das Album des Jahres – und ich kann mir wie gesagt nur schwer vorstellen, dass sich daran noch etwas ändern wird. Seit langer Zeit gab es kein (Debüt)album mehr, dass mich derart aus den Socken gehauen hat. Dieser Mix aus Postpunk, Mathrock und Free Jazz – einfach nur grandios!
Meine Variante: Indie exclusive White Vinyl (Ninja Tune)
Amenra – De Doorn
Amenra können einfach nichts verkehrt machen. Egal ob auf Album oder als Liveband. Dieser unfassbar intensive und atmosphärische Post-Metal – wie es ja mittlerweile heißt – kriegt mich einfach jedes Mal. Auch die flämischen Vocals tun der Intensivität keinen Abbruch, im Gegenteil. Pure Gänsehaut!
Meine Version: Evil Greed Exclusive Gold Translucent Vinyl (Relapse Records)
Lingua Ignota – Sinner Get Ready
Nach den ersten beiden Alben habe ich mich schon gefragt, was Album Nummer 3 wohl bringen wird. Kurz gefasst: eine der intensivsten Platten des bisherigen Jahres! Es ist nicht mehr ganz so experimentell, für ihre Verhältnisse fast schon eingängig und erinnert mich häufiger an PJ Harvey, muss ich sagen. Trotzdem muss man sich diese Platte erobern, aber es lohnt sich definitiv (Tipp: auf Kopfhörern hören!).
Meine Variante: Indie Exclusive Opaque Red Vinyl (Sargent House)
Dry Cleaning – New Long Leg
Noch so eine Band aus England. Und was war das für ein Hype, den Dry Cleaning Anfang des Jahres entfacht haben. Und womit? Mit Recht. Durch den unaufgeregten Sprechgesang von Florence Shaw und die Instrumentierung wirkt der Postpunk der Londoner manchmal arg monoton. Und doch wird die Platte auch nie im Ansatz langweilig . Im Januar ist ein Gig in Berlin geplant. Das wäre ein Traum!
Meine Variante: Yellow Vinyl plus Scratchcard Lanyard 7″ auf gelbem Vinyl (4AD)
Suffocate For Fuck Sake – Fyra
Ich habe immer noch keine Ahnung, warum die Band so komplett unter dem Radar zu verschwinden scheint… wer auf Post-Metal mit Tiefe steht, sollte den Schweden unbedingt ein Ohr leihen. Das neue Album ist mit knapp 82 Minuten ungewohnt lang, aber eine intensive Auseinandersetzung mit den vier Kapiteln des Albums, die von vier Protagonisten erzählen, lohnt definitiv!
Meine Variante: Purple Blob Vinyl (Moment Of Collapse Records)
Show Me A Dinosaur – Plantgazer
Eigentlich ist das Album bereits 2020 erschienen, doch die Vinylversion folgte erst im April dieses Jahres. Die ersten beiden Alben besitze ich in wirklich schicken Vinyleditionen von Elusive Sound aus der Schweiz, die leider ihr Label eingestellt haben. Zum Musikalischen: Die Band aus St. Petersburg spielt Blackgaze in absoluter Perfektion. Eine unfassbar geile Scheibe!
Meine Variante: Yellow w/ green smoke („Mire“) Vinyl (Voices Of The Unheard)
Sons Of Alpha Centauri – Push
Seit meiner ausgeprägten Emophase Anfang der 2000er ist Jonah Matranga einer meiner musikalischen Helden. Da wurde ich natürlich direkt hellhörig als Sons Of Alpha Centauri, die bislang rein instrumental unterwegs waren, sich Jonah als Sänger für ihr neues Werk geschnappt haben. Und was soll ich sagen? Stimme und Musik passen perfekt zusammen, dieser Mix aus Postrock und Emo erinnert mich irgendwie an eine Mischung aus Quicksand und Deftones, was vermutlich nicht das verkehrteste Kompliment ist…
Meine Variante: Black Vinyl (Exile On Mainstream)
A.A. Williams – Songs From Isolation
Spätestens seit der Kollaboration mit Mono (einer meiner Lieblingsbands) bin ich verliebt in die Stimme dieser Frau. Bei „Songs From Isolation“ handelt es sich um Coversongs von Klassikern wie Lovesong, Creep, Where Is My Mind? oder Every Day Is Exactly The Same – entstanden während der Isolation zur Zeiten der Pandemie. Spärlich instrumententiert, aber getragen von einer tollen Stimme. Einfach wundervoll!
Meine Variante: Black & White Swirl Splatter Vinyl (Bella Union)
Deafheaven – Infinite Granite
Eine der positiven Überraschungen des Jahres. Ich war zunächst etwas skeptisch, weil das neue Album musikalisch wenig mit dem Blackgaze der vorherigen Alben zu tun hat. Der Metalpart wurde einfach mal komplett rausgeschmissen, das Ergebnis ist aber ein sensationelles Dreampop/Shoegaze-Album, das den Jungs echt gut zu Gesicht steht…
Meine Variante: Shellstar Cloudy Blue Vinyl (Sargent House)
Squid – Bright Green Field
Ich frage mich echt, was man in England zuletzt ins Trinkwasser gemischt hat, bei all den unfassbar guten Bands, die da grad auf der Bildfläche erscheinen. Ein wilder Ritt irgendwo zwischen LCD Soundsystem, Modest Mouse und frühen Foals.
Meine Variante: Indie Exclusive Green Vinyl (Warp Records)
Turnstile – Glow On
Für viele DAS HArdcore-Album des Jahres. Aber wenn man ehrlich ist, hat „Glow On“ mit klassischem Hardcore nichts mehr am Hut. Aber genau das macht es für mich so spannend und großartig. Live fand ich die Band übrigens wahnsinnig enttäuschend, es war mein letztes Konzert im SO36 vor der Corona-Pandemie. Vielleicht hatte ich aber bloß einen schlechten Abend…
Meine Variante: Indie Exclusive White Vinyl (Roadrunner Records)
Duchamp – Slingshot Anthems
Am Anfang war ich etwas skeptisch, aber nachdem eine Freundin mich gefragt hat, ob ich das Album mitbestellen möchte, habe ich mich ebenfalls dafür entschieden. Und was soll ich sagen: das war eine verdammt gute Entscheidung. Eingängiger Hardcore-Punk, der einem so schnell nicht mehr aus den Ohren geht. Und als Fan von „Stand By Me“ kann man gegen die Platte ja sowieso mal überhaupt nichts einwenden…
Meine Variante: End Hits Exclusive Neon Green w/ black Splatter Vinyl (End Hits Records)
Fiddlehead – Between The Richness
Mit dem ersten Album von Fiddlehead tue ich mich immer noch schwer. Vielleicht war mir der Hype um die Hardcore-Supergroup einfach zu groß. Vielleicht muss ich ihm einfach noch mal eine Chance geben. Mit „Between The Richness“ hat mich die Band jedenfalls direkt gekriegt. Ein abwechslungreicher Mix aus Hardcore, Emo und Indie. Mit 25 Minuten Albumlänge vielleicht etwas zu kurz geraten…
Meine Variante: White In Purple Vinyl (Run For Cover Records)
Manchester Orchestra – The Million Masks Of God
Nach dem absolut grandiosen „Mean Everything To Nothing“ haben mich Manchester Orchestra etwas verloren. Umso positiver überrascht war ich vom neuen Album. Der melancholische Alternative Rock (verwendet man den Begriff eigentlich noch?) passt aber irgendwie auch einfach perfekt in diese immer noch merkwüdige Corona-Zeit.
Meine Variante: Deluxe Edition auf Pink & White Vinyl (Favorite Gentlemen)
Julien Baker – Little Oblivions
Ach, Julien! Ich glaube es gibt keine Singer-Songwriterin, die ich in den letzten Jahren häufiger gehört habe. Auch live immer wieder toll. Diese zerbrechliche Stimme, die emotionalen Lyrics… auch wenn das Album nicht ganz so toll ist wie ihre Vorgänger, ist es immer noch eine verdammt gute Scheibe.
Meine Variante: Translucent Yellow With Black and Yellow Splatter Vinyl (Matador Records Store Exclusive)
A Burial At Sea – s/t
Ich liebe Postrock. Und doch gab es zuletzt kaum ein Album aus dem Genre, das mich noch so richtig umhauen konnte. Alles irgendwie zu gleich und austauschbar. Nicht so das Debütalbum von A Burial At Sea, die dem Genre vor allem durch den Einsatz von Blasinstrumenten ordentlich frischen Wind verleihen. Tolle Platte!
Meine Variante: Repress auf Green w/ black Splatter (Moment Of Collapse Records)
black midi – Cavalcade
Was soll man zu dieser Platte schreiben? Das ist wirklich keine Musik für nebenbei, sondern ein Album, auf das man sich einlassen und das erobert werden will. Am besten gelingt das mit Kopfhörern auf den Ohren und unter Ausblendung von allem drumherum. Ein wahnsinniger Ritt auf der Mathrock-Welle. Ich kann meine Frage nur wiederholen: was tun die da in England ins Trinkwasser?
Meine Variante: Picture Disc plus „Captain Beefheart – Moonlight On Vermont“ auf roter Flexi Disc (Rough Trade Records)
Danny Elfman – The World Of Tim Burton
Ich liebe die Filme von Tim Burton einfach. Und die dazugehörigen Soundtracks. Den zu Nightmare Before Christmas habe ich sogar zweimal in meiner Plattensammlung stehen (als Picture Disc und in einer schicken Edition von Mondo). ‚The World Of Tim Burton‘ ist eine Zusammenstellung aus verschiedensten Soundtracks wie Sweeney Todd, Batman oder Beetlejuice. Für mich als Fan quasi ein Pflichtkauf!
Meine Variante: Green Vinyl (Silva France)