Chaos bei Vinyl Me, Please

Chaos bei Vinyl Me, Please: Konsequenzen für deutsche Vinylfans

Bereits vor mehr als 10 Jahren habe ich an dieser Stelle über einen Plattenclub mit Abofunktion geschrieben. Seit diesen Anfangstagen hat sich Vinyl Me, Please zu einem der größten Player im Vinylmarkt entwickelt – Kund*innen weltweit kauften die Neuauflagen von Klassikern auf zumeist farbigem Vinyl (wie genau der Service funktioniert, beschreibe ich in diesem Artikel). Doch in diesem Jahr scheint bei Vinyl Me, Please plötzlich das Chaos ausgebrochen zu sein.

Dabei hatte das Unternehmen eigentlich große Pläne für die Zukunft. Erst im letzten Jahr wurde in Denver, wo Vinyl Me, Please beheimatet ist, ein eigenes Presswerk auf einer Fläche von 14000 Quadratmetern eingeweiht. „Qualität, Kontrolle und Verfügbarkeit sind unabdingbar, um unsere Führungsposition in der Vinylindustrie zu festigen und weiter auszubauen“, so Vinyl Me, Please-CEO Cameron Schaefer. „Vor diesem Hintergrund haben wir uns entschieden, Schallplatten selber so zu pressen, dass sie eine unglaubliche Erfahrung für unsere Kund*innen und die Besucher*innen des Presswerks darstellen.“

Mittlerweile ist Cameron Schaefer nicht mehr der Chef des Unternehmens. Im März 2024 ist er zusammen mit Finanzchef Adam Block entlassen und sogar von Vinyl Me, Please verklagt worden. Der Vorwurf: sie hätten den Vorstand in die Irre geführt und VMP-Gelder in eben jenes neue, separate Presswerk umgeleitet. Doch damit nicht genug. In der jüngeren Vergangenheit kam es immer wieder zu Beschwerden über die Qualität und Verfügbarkeit der Vinylveröffentlichungen.

Verspätungen nehmen überhand

Wir alle wissen, dass das Vinylgeschäft manchmal ein Arschloch sein kann. Wie oft habe ich bereits E-Mails bekommen, dass sich das Verschicken einer vorbestellten Platte verschiebt. Bei Vinyl Me, Please haben sich diese Verspätungen und Verschiebungen zuletzt massiv gehäuft. So sehr, dass VMP die eigenen Releases mittlerweile in die Kategorien ‚Now Shipping‘, ‚On Time‘ und ‚Delayed‘ unterteilt. Von 61 im eigenen Produktionskalender gelisteten Releases, sind derzeit 22 mit dem Status ‚Delayed‘ (also verspätet bzw. verschoben) versehen – das ist mehr als ein Drittel! Teilweise handelt es sich um Verspätungen von einem halben Jahr und mehr. Kein Wunder, also dass sich Nutzer*innen bei Reddit und Co. beschweren. The Vinyl Den spricht auf seinem YouTube-Kanal sogar vom „Kollaps von Vinyl Me, Please„.

Es ist fast müßig, an dieser Stelle die massiven Preiserhöhungen zu erwähnen. Wer in den letzten Monaten einen Plattenladen betreten hat, weiß, dass Vinyl immer teurer geworden ist. Auch vor Vinyl Me, Please macht diese Entwicklung nicht halt. Platten kosten hier häufig mehr als 50 US-Dollar und die Preise für die Subscriptions wurden um knapp 20 Prozent erhöht.

Kein Abo mehr möglich – deutsche Vinylfans schauen in die Röhre

Die wohl einschneidendste Maßnahme ist aber erst im September verkündet worden. Beginnend mit Oktober 2024 bietet Vinyl Me, Please keine internationalen Mitgliedschaften mehr an. Mitgliedschaften außerhalb der USA werden zum Ende der Laufzeit beendet, in dieser Zeit können immerhin weiterhin Bestellungen im VMP Store aufgegeben werden. Heißt im Klartext: mit einem Wohnsitz außerhalb der USA werdet ihr den Service von Vinyl Me, Please in Zukunft nicht mehr nutzen können. Ein bedeutender Schritt, denn eigenen Angaben zufolge hat VMP mehr als 30.000 Abonnenten. Wie viele davon genau außerhalb den Vereinigten Staaten beheimatet sind, lässt sich schwer einschätzen, aber alleine in meiner Instagram-Bubble tauchen die Releases immer wieder auf.

Doch vielleicht gibt es Hoffnung am Horizont, denn Vinyl Me, Please scheint sich der Tragweite dieser Entscheidung durchaus bewusst zu sein. Damit internationale Kund*innen in Zukunft nicht unbedingt auf die eigenen Releases verzichten müssen, prüft Vinyl Me, Please laut eigener Angabe Partnerschaften mit internationalen Vertriebshändlern, um diese in lokalen Plattenläden verfügbar zu machen.

Mehr als 200 VMP Releases auf hhv.de verfügbar

Deutsche Vinylfans können sich bereits jetzt freuen: im Onlineshop von HHV sind derzeit knapp 260 der limitierten Releases gelistet. Und wenn man bedenkt, dass die VMP Releases nicht wirklich günstig sind, bewegen sich die Preise, die größtenteils zwischen 33,99€ für Einzel- und 43,99€ für Doppelvinyl liegen durchaus im Rahmen. Die Verfügbarkeit ist natürlich limitiert, solltet ihr also an einer der Schallplatten Interesse haben, solltet ihr nicht allzu lange überlegen. Der Vollständigkeit halber sei erwähnte, dass auch auf imusic.de ein paar Releases gelistet sind.

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