Buchtipp: Into the Groove. Vinyl-Kult: Die Geschichte der Schallplatte

75 Jahre ist die Schallplatte mittlerweile alt. Der passende Zeitpunkt also, um ihre Geschichte in einem Buch aufleben zu lassen. Fünf Musik-Journalisten haben sich zusammengetan, um in fünf Kapiteln alles Wissenswerte über das immer noch (oder sollte ich schreiben: wieder) populäre Medium zusammenzufassen, das auch in Zeiten der Dominanz von Streaming eine lange nicht gekannte Relevanz besitzt.

Direkt vorweg: das Buch mit seinen knapp 200 Seiten ist hochwertig aufgemacht und überzeugt durch ein schickes Design und ist kurzweilig zu lesen. Wirklich Neues erfährt man als jemand, der seit langer Zeit Platten sammelt oder sich mit dem Medium beschäftigt, jedoch nicht wirklich. So widmet sich das erste Kapitel mit dem Namen ‚ The Birth Of The Cool‘ der wechselhaften Geschichte der Schallplatten von den Anfängen bis zum heutigen Boom. Diese ist jedoch schon so oft erzählt bzw. niedergeschrieben worden, dass sich hier nicht wirklich neue oder erwähnenswerte Details wiederfinden.

Wenig Neues, aber hochwertig illustriert

In Kapitel 2 *Dropping The Needle‘ geht es um die Funktionsweise von Plattenspielern und dazugehörigem Hi-Fi-Equipment. Ein Kapitel, das sich viele Plattensammler*innen heutzutage durchaus zu Gemüte führen könnten. Ich war während meiner Arbeit im Dodo Beach Plattenladen immer wieder überrascht, wie wenig zahlreiche Kund*innen über den Betrieb von Plattenspielern wissen., Da wurde an der Anhörstation die Slipmat runtergenommen und die Platte direkt auf den Teller gelegt (aua!), weil die Slipmat für einen Staubfänger gehalten wurde. Oder es kamen Kund*innen und haben sich über den merkwürdigen Sound der Vinyl beklagt, weil sie nicht wussten, dass die Vinyl auf 45 abgespielt werden muss. ‚Bei Spotify klingen die Songs komplett anders!‘ Auch von der richtigen Einrichtung eines Plattenspielers hatten die wenigsten gehört. Hier lohnt die Lektüre des Kapitels definitiv.

Das dritte Kapitel handelt von der LP als Kunstobjekt. Hier steht die Covergestaltung von bekannten Designern und Künstlern wie Roger Dean, Andy Warhol und Henry Diltz oder Designstudios wie Hipgnosis im Vordergrund, denen im vergangenen Jahr sogar in meiner neuen Heimat Ahrensburg eine Ausstellung gewidmet war. Kapitel vier und fünf behandeln das „Shopping im Plattenladen“ sowie „Die Schallplattensammlung“. Auch hier erfährt man als Vinylkenner wenig Neues und die Texte richten sich eher an Einsteiger. Immerhin wird das Buch durch die Präsentation von ikonischen Plattencovern sowie legendären Plattenläden und -labels aufgelockert, denen eine halbe bis ganze Seite gewidmet wird. Illustriert wird das Ganze mit vielen historischen und aktuellen Bildern, so dass das Durchblättern trotzdem einen interessanten Zeitvertreib darstellt. Zusammen mit einer Tasse Tee und natürlich einer feinen Platte auf dem Plattenspieler die perfekte Gestaltung für einen Feierabend oder das Wochenende.