Vinyl Klassiker: Judas Priest - British Steel

Vinyl Klassiker: Judas Priest – British Steel

Mai 2022. Huxley’s Neue Welt in Berlin. Um mich herum stehen zumeist männliche Personen in Kutten und Shirts der üblichen verdächtigen Heavy Metal-Bands. Iron Maiden. Black Sabbath. Motörhead. Auf der für eine Band dieser Größe recht kleinen Bühne wird derweil eine der beeindruckendsten Bühnenperformances zelebriert, die ich je erleben durfte. Und das nicht nur aufgrund des Alters von Frontmann Rob Halford. Immerhin steht der Abend unter dem Motto ’50 Heavy Metal Years‘. Warum die Bandmitglieder nach all den Jahren und tausenden Konzerten überhaupt noch über ein Gehör verfügen, ist mir schleierhaft. Neben Sunn O))) ist es vermutlich das lauteste Konzert, dem ich bislang beigewohnt habe.

Judas Priest spielen dabei nur einen Song vom zu diesem Zeitpunkt aktuellen Album ‚Firepower‘. Ansonsten liest sich die Setlist wie ein Best Of der 50jährigen Bandgeschichte – von Rocka Rolla über Breaking The Law bis hin zu Painkiller, welches das Set vor der ersten Zugabe abschließt. Sogar Coverversionen von Fleetwood Mac oder Joan Baez sind mit dabei. Ein schlicht erinnerungswürdiger Abend!

Aufstieg zu den Metalgöttern

In diesem Jahr haben Judas Priest ihr 19. Studioalbum veröffentlicht. Von Altersmüdigkeit ist hier absolut nichts zu hören. Ihrem Status als „Metal Gods“ – so der Titel eines Songs auf dem hier vorgestellten Album – sind die Briten längst mehr als gerecht geworden. Auch wenn das neue Album mit einem Werk wie ‚British Steel‘, das vor fast 45 Jahren veröffentlicht worden ist, nur in Ansätzen vergleichbar ist. Ruhiger sind die Mannen mit den Jahren definitiv nicht geworden.

In kaum einer Bestenliste wird ‚British Steel‘ als bestes Album der Band geführt, diese Position wird häufig eher dem 2 Jahre später erschienenen ‚Screaming For Vengeance‘ zugetragen. Bei 19 Werken lässt sich über diese Frage trefflich streiten. Warum ich also an dieser Stelle über ‚British Steel‘ schreibe? Nun, zum einen ist es das Album, mit dem ich die Band kennen gelernt habe. Zum anderen ist es das vermutlich einflussreichste der Banddiskografie und verdient ohne Zweifel den Zusatz ‚Klassiker‘. Es war stilprägend für die aufkeimende New Wave Of British Heavy Metal. Der abschließende Song ‚Steeler‘ hätte so auch auf einem Album von Iron Maiden erscheinen können, deren Debütalbum tatsächlich am gleichen Tag (14. April 1980) erschienen ist wie ‚British Steel‘.

Heavy Metal mit Hitpotential

British Steel wirkt wie der Übergang von der von Blues und Prog geprägten Band der 70er hin zu dem, was heute als Metal definiert wird, und spätestens 1990 im nicht minder grandiosen ‚Painkiller‘ kulminierte. Das Album enthält Songs wie ‚Rapid Fire‘, ‚Grinder‘ oder das bereits erwähnte ‚Steeler‘, die diesen neuen Stil prägten. Während ich aber bei Alben von Iron Maiden oder Motörhead, die ich sehr schätze, stets das Gefühl habe, dass auf einem Album der selbe stilistische Stiefel von Song 1 bis zum Ende durchgezogen wird, wird hier ab und zu der Fuß vom Gaspedal genommen.

Beispielhaft sei hier das fast schon hymnische ‚United‘ genannt. Es verwundert nicht, dass im ersten Absatz des Wikipedia-Artikels über Judas Priest (ja, ich weiß, als musikalische Referenz eigentlich untauglich) neben ‚United‘ zwei weitere Songs von British Steel als deren bekannteste genannt werden: Breaking The Law und Living After Midnight. Diese gehören heute noch zum täglichen Programm von auf Rock spezialisierten Radiosendern. Die melodische Ausrichtung der Songs gefällt dabei definitiv nicht jedem Metal-Fan. Doch auch 40 Jahre nach Erscheinen ist das Hitpotential unbestritten. ‚British Steel‘ ist ohne Zweifel eines der wichtigsten Alben der Metal-Historie.

Neuveröffentlichung zum National Album Day

Am 19. Oktober wurde in UK der National Album Day zelebriert, der in diesem Jahr unter dem Motto ‚Great British Groups‘ stand. Dazu zählen natürlich auch Judas Priest und aus diesem Grund wurde ‚British Steel‘ neu auf Vinyl aufgelegt. Genauer gesagt auf Crystal Clear w/ black and white Splatter Vinyl. Auch in einigen deutschen Plattenläden und Onlineshops solltet ihr die Neuauflage ergattern können. Sofern man mit Metal und Hard Rock auch nur im entferntesten etwas anfangen kann, gehört die Scheibe definitiv in jede gut sortierte Plattensammlung.

Etwas verwundert war ich nach dem ersten Auflegen zugegebenermaßen über die Tatsache, dass die Platte mit ‚Breaking The Law‘ anfängt. Auf der CD-Version, die ich früher rauf und runter genudelt habe, begann das Album mit ‚Rapid Fire‘ und ‚Breaking The Law‘ folgte erst als dritter Song. So ist es bei Discogs auch für die UK-Erstpressung gelistet. Bei der US-amerikanischen Pressung hingegen steht ‚Breaking The Law‘ an erster Stelle. Vermutlich eine bewusste Entscheidung des Labels, um direkt mit dem Hitsong einzusteigen.

VINYL KLASSIKER

Judas Priest – British Steel

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