Häufig braucht so ein neues Jahr eine Weile, um richtig durchzustarten. Auf Arbeit zum Beispiel, wo viele Unternehmen noch Betriebsurlaub haben und sich die verbliebenen Mitarbeiter oft als Notbesetzung langweilen. Musikalisch geht 2024 hingegen von Anfang an in die Vollen. Direkt am ersten Release-Freitag steht mit dem Debütalbum von Sprints ein Album in den Startlöchern, das in diesem Jahr noch für mächtig Furore sorgen wird. Da bin ich mir ziemlich sicher.
Dublin – The Music Capital
In der irischen Hauptstadt muss es irgendwo ein Nest an begnadeten Musiker*innen geben. Mit Fontaines D.C., The Murder Capital und Lankum fallen mir auf Anhieb drei Bands ein, die zuletzt in meinen Jahresbestenlisten aufgetaucht sind und mein musikalisches Leben immens bereichert haben. Der Alltag in Dublin scheint dabei eher rau zu sein, denn als aufbauende Gute Laune-Musik kann man wirklich keines der Alben der Bands bezeichnen. „This is a living nightmare and I can’t sleep and I can’t leave“ heißt es u.a. auf „Letter To Self“ und nicht umsonst beschreiben Sprints selbst ihre Musik in dem ihrem Debütalbum beiliegenden Textblatt als „eine Erkundung von Schmerz, Leidenschaft und Ausdauer“ (‚an exploration of pain, passion and perseverance‚).
Savages gelten als selbst ernannte Vorbilder der Band und das hört man an vielen Stellen. Wenn der wutgetriebene Postpunk der Band ins Grungige abdriftet, muss ich aufgrund der kratzigen Stimme von Karla Chubb zwangsläufig an Courtney Love denken. Eine gehörige Prise Noise darf dabei nicht fehlen. „Make noise and look after each other“ lautet das Motto der Band, die selbst frühe Pixies, Bauhaus, Siouxsie Sioux oder – um etwas in die Gegenwart zu reisen – die Idles als prägende Einflüsse nennt.
Der Sound der Band wird dabei von Texten begleitet, die sonst nicht unbedingt typisch für nach vorne gehende Rock’n’Roll-Songs sind. So singt Carla in ‚Cathedral‘ über die Existenz als queere Person in einem katholisch dominierten Umfeld. In anderen Songs werden Themen wie Homophobie, Sexismus in der Musikindustrie oder Angst und Traumata verarbeitet. Vielleicht ist es vermessen, direkt in der ersten Woche des Jahres von einem Anwärter auf das Album des Jahres zu sprechen (wer weiß, was da noch so kommt). Fest steht in meinen Ohren, dass wir von der Band noch viel hören werden.
Im Februar kommt die Band für drei Termine in Hamburg, Berlin und München auf Tour. Tickets für das Konzert im von der Schließung bedrohten Molotow habe ich bereits in der Tasche, und die Vorfreude ist groß. Ich bin sehr gespannt auf die Performance der Band in dem kleinen Club.
Vinyl der Woche in verschiedenen Farben
Im Plattenladen gibt es das Debütalbum der Band wahlweise auf schwarzem oder limitiertem roten Vinyl. Im Shop der Band findet ihr das Album in einer Variante auf orangenem Vinyl, während der jüngst eröffnete EU-Store von Rough Trade eine exklusive Variante auf Marbled Sun Yellow and Red Vinyl plus Bonus 7” und CD anbietet. Auf der Seven Inch befinden sich zwei extra Studiotracks.
vinyl der woche
Sprints – Letter To Self
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