Nach ausgiebigem Studium der Listen mit den Releases zum Record Store Day, möchte ich euch an dieser Stelle ein paar Highlights vorstellen. Drei Releases stehen davon nicht auf der deutschen Liste. Ob diese tatsächlich alle in meine Sammlung wandern, lasse ich mal dahin gestellt. Bei den Preisen, die mir bislang bekannt sind, wird der Tag wieder ein alles andere als günstiges Vergnügen, so dass der ein oder andere Release sicher eher im Laden verbleiben wird.
Der Record Store Day findet in diesem Jahr am 22. April statt, eine Liste der teilnehmenden Plattenläden findet ihr auf der Webseite des Record Store Days.
Yard Act – 100% Endurance (Elton John Version)
Yard Act waren mit ihrem Debütalbum „The Overload“ im vergangenen Jahr für viele eine der Neuentdeckungen im Postpunk-Genre. Zum Record Store Day erscheint der Song „100% Endurance“ in der Elton John Version. Auf der B-Seite findet sich eine coole Version von „Tiny Dancer“, meinem Lieblingssong von Elton John. Pflichtkauf sozusagen, auch wenn der Release nur auf der UK-Liste steht. Da werden wohl mal wieder Zollgebühren fällig.
Hans Posegga & Flughand – Die Sendung mit der Maus
Dieser Release wird fast schon zu einer lieb gewonnenen Tradition. Nach der Maus und dem Elefanten folgt die Picture Disc mit der Titelmelodie zur Sendung mit der Maus jetzt in Form der Ente. Muss der Vollständigkeit halber in meine Sammlung. Dürfte aber eine Herausforderung werden, an ein Exemplar zu kommen. Ich kann mich dran erinnern, dass wir 2022 im Dodo Beach nur ein einziges Exemplar vom Elefanten bekommen haben. Bin zudem gespannt, auf die Pressqualität, insbesondere die erste Pressung mit der Maus war arg wellig…
Pearl Jam – Give Way
Trotz zuletzt äußerst durchwachsener Alben (sowohl „Gigaton“ als auch Eddie Vedders Soloalbum) und in meinen Augen viel zu überteuerten Ticketpreisen, sind Pearl Jam immer noch eine meiner liebsten und vor allem bedeutendsten Bands. Auf den letzten Live-Release „Live On Two Legs“ zum RSD habe ich (auch aus Preisgründen) verzichtet. Dieser wird aber wohl in meine Sammlung wandern. „Give Way“ wurde während der Australien-Tour 1998 zu „Yield“ aufgenommen und enthält 17 Tracks.
Elton John – Don’t Shoot Me, I’m Only The Piano Player
Als großer Fan von Elton John steht dieses Album definitiv auf meiner Einkaufsliste. Alle seine Alben bis Mitte Ende der 1970er sind in meinen Ohren große Songwriting-Kunst. Ein Ticket für seine letzte „Farewell Yellow Brick Road“-Tour im Mai liegt hier bereits seit einer Weile bereit. Sein sechstes Album feiert dieses Jahr 50jähriges Jubiläum. Zum RSD erscheint eine Expanded Edition samt Bonus-LP mit den Album-Demosessions im berüchtigten Château d‘ Hérouville.
Bark Psychosis – Scum
Bark Psychosis sind eine dieser Bands, die in ihrem Genre über Legendenstatus verfügen, die aber gefühlt trotzdem kaum jemand kennt. In diesem Fall ist das Genre Postrock. Insbesondere ihr Album „Hex“ von 1994 genießt unter Musikern und Fans bis heute Kultstatus. „Scum“ ist 1992 als 12“ erschienen und enthält lediglich den titelgebenden Track von 21 Minuten Länge auf der A-Seite. Bei Discogs wird grad ein einzelnes Exemplar für 350€ angeboten. Dann doch lieber beim RSD-Release zugreifen, der in einem schicken, hochwertigen 300g Card Sleeve daher kommt.
Sam Fender – Wild Grey Ocean/Little Bull Of Blithe
Für mich ist Sam Fender eine der großen musikalischen Entdeckungen der letzten Jahre. „Hypersonic Missiles“ ist tatsächlich mein meist gestreamter Song bei Spotify all-time und macht einfach immer gute Laune. Zum Record Store Day erscheinen zwei Songs, die auf der Live-Deluxe Edition seines aktuellen Albums „Seventeen Going Under“ erschienen sind, als Seven Inch.
Sigur Ros – Kveikur
Zwar habe ich diese Platte als Originalpressung auf Doppelvinyl plus 10″ in meiner Sammlung. Trotzdem ist die Edition zum RSD 2023 auf farbigem Vinyl plus Screenprint schon echt schick. Da juckt es fast schon in den Fingern, vor allem weil es vermutlich immer noch mein liebstes Album dieser großartigen Band ist. Wird aber vermutlich mit einem Preis um die 50€ nicht ganz günstig sein.
Broken Social Scene – You Forgot It In People
Broken Social Scene sind in den letzten Jahren etwas aus meinem Fokus verschwunden. Dabei haben sie insbesondere zu Beginn der 2000er unfassbar gute Musik aufgenommen. Sowieso kam damals aus Toronto und dem quasi bandeigenen Arts & Crafts Label mit Bands wie Stars („In Our Bedroom After The War“!) oder
natürlich Feist sehr viel Tolles raus. „You Forgot It In People“ wird zum RSD als 20th Anniversary Edition neu aufgelegt. Mit Original-Albumcover, Fotos aus dem Archiv, einem Poster und Linernotes. Kann (oder sollte) man sich durchaus in die eigene Plattensammlung stellen. Fehlt aber leider auf der deutschen Liste.
Scott Weiland – 12 Bar Blues
Es ist schon faszinierend, wie viele außergewöhnliche und unverwechselbare Stimmen die Grungeszene hervorgebracht hat. Ich denke da an Layne Staley und Chris Cornell, aber natürlich auch an Scott Weiland von den Stone Temple Pilots. Leider sind alle drei viel zu früh auf tragische Weise von uns gegangen. Dass Scott Weiland auch solo unterwegs war, ist vielen vielleicht gar nicht bewusst. Umso schöner, dass sein Debütalbum „12 Bar Blues“ zum Record Store Day erstmals auf schickem farbigen Doppelvinyl aufgelegt wird – samt zwei vorher nicht veröffentlichter Tracks. Einziger Nachteil: die Vinyl wird Minimum 50€ kosten.
Hüsker Dü – Tonite Longhorn
Hüsker Dü sind so eine Band, die ich erst in den letzten Jahren so richtig in mein Herz geschlossen habe. Ebenso wie die Solosachen von Bob Mould, deren letzten beiden Alben mich u.a. durch die schicken Vinylfarben wirklich begeistert haben. Zum Record Store Day kommt eine Doppelvinyl mit raren früheren Liveaufnahmen plus Original-Flyer und Artwork. Insgesamt sind es 28 Tracks von Shows in einem kleinen Club aus den Jahren 1979 und 1980. Damals kannte die Band logischerweise noch keine Sau und kaum einer hätte vermutlich erwartet, wie einflussreich die Band einst werden sollte. Hier würde ich vor einem Kauf aber erst mal reinhören wollen, um die Soundqualität auszuchecken, denn allzu günstig wird der Release vermutlich nicht werden.
Kae Tempest – Nice Idea
Kae Tempest hat es mir von Beginn der musikalischen Karriere angetan. Die düstere Spoken Word-Poetry auf „Let Them Eat Chaos“ hat mich 2016 regelrecht in ihren Bann gezogen. Auch live definitiv ein Erlebnis! Zum Record Store Day erscheint eine 12“ EP namens „Nice Idea“, auf der vier neue Tracks enthalten sind. Diese wurden während einer kurzen Tourpause innerhalb von fünf Tagen geschrieben. Der Titeltrack klingt von den Beats arg nach UK in den 1990ern, ist aber überraschenderweise so was wie ein Liebeslied. “This is a song about wanting to stay in bed all day with the person you’re in love with. Imagine you could just shut the whole world out and enjoy each other.” Klingt gut, finde ich…
Dirty Projectors + Björk – Mount Wittenberg Orca
Mit „Bitte Orca“ und „Swing Lo Magellan“ haben Dirty Projectors vor 10+ Jahren zwei brillante Alben veröffentlicht. Zum RSD 2023 erscheint das etwas weirde, aber trotzdem ziemlich tolle Gemeinschaftsalbum mit Bjork. Erstmals nach der Erstpressung wieder auf Vinyl verfügbar. Die 2xLP Expanded Edition enthält 13 Bonustracks mit bisher unveröffentlichtem Material, darunter die Live-Performance von Housing Works aus dem Jahr 2009, frühe Demos von Mount Wittenberg Orca und Archivaufnahmen der Band und von Bjork beim Proben des Materials.
Sunn O)))/Boris – Altar
Sunn O))) und Boris – was für eine Kombination für Freunde des gepflegten Drone und Doom. Dazu kommen hier eine Menge Gastmusiker wie Kim Thayil (Soundgarden) oder Joe Preston (Earth, Thrones, Melvins, High on Fire). Der Release ist seit über 15 Jahren nicht mehr auf Vinyl erschienen, daher sind die Preise für eine LP im vernünftigen Zustand bei Discogs dementsprechend hoch. Das Vinyl Lacquer wurde von Matt Colton komplett neu geschnitten. Leider nur auf der UK und US-Liste zu finden.
U2 – Two Hearts Beat As One/Sunday Bloody Sunday
Ich bin sicherlich nicht der größte U2-Fan (in meiner Sammlung befindet sich einzig „The Joshua Tree“), aber „Sunday Bloody Sunday“ ist in meinen Ohren ein absoluter Übersong, den ich immer wieder gerne höre. Vom politischen Hintergrund, der in den Lyrics behandelt wird, mal ganz abgesehen. Den kann man sich schon mal in die Sammlung stellen. Als zweiter Song ist „Two Hearts Beat As One“ enthalten – beide in zwei Versionen auf A- und B-Seite. Mit knapp 25€ auch nicht unbedingt günstig für eine 4-Track-12“, von daher mal schauen, ob der Release in meinen Jutebeutel wandert.
Bomfunk MC’s – Freestyler
Sorry, der muss jetzt zum Abschluss einfach sein. Nahezu jedes Jahr gibt es zum RSD irgend einen „lustigen“ Release eines 90er Jahre-Ohrwurm-Trashhits auf Vinyl. Ich muss da an „Barbie Girl“ von Aqua oder „All That She Wants“ von Ace Of Base denken. Dieses Jahr bringt Music On Vinyl also „Freestyler“ von den Bomfunk MC’s raus, die auch so weit ich weiß nur diesen einen Hit hatten. Ohne den Song anzuhören, habe ich bereits einen Ohrwurm. Auf der 12“ sind vier Mixe des Songs vertreten. Ob man das jetzt braucht, lasse ich mal dahin gestellt. Vermutlich eh zu teuer.