The Murder Capital haben 2019 mit „When I Have Fears“ eines der beeindruckendsten (und besten) Debütalben der letzten fünf Jahre abgeliefert. Als Album Nummer 2 angekündigt worden ist, wanderte mein Mauszeiger direkt auf den Preorder-Button. Wohl wissend, dass das zweite Album nach einem erfolgreichen Debüt oft das schwierigste der Karriere ist. Oft will sich die Band nicht wiederholen, als Hörer*in erwartet man aber irgendwie, dass das lieb gewonnene Erfolgsrezept des Debüts erneut vorgetragen wird.
Vor dem Release des zweiten Albums regiert als Fan stets die Angst im Hinterkopf, enttäuscht zu werden. Die Angst, dass man das zweite Album nicht im Ansatz derart abfeiern wird wie das Debüt. Es einem nichts bedeutet. Jüngstes Beispiel: Dry Cleaning, deren zweites Album mich nach dem sensationellen „New Long Leg“ nie auch nur annährend überzeugen konnte und das ich bis heute nicht in meine Plattensammlung aufgenommen habe.
The Murder Capital entkräften alle Zweifel
Und tatsächlich… nach dem Hören der ersten Single „Only Good Things“ war meine Skepsis groß, denn der Song klang anders als alles, was die Band aus Dublin auf ihrem Debüt präsentiert hat. Ich will nicht sagen: fröhlicher, aber vom emotional-düsteren Postpunk des Debütalbums hat sich die Band in den knapp vier Minuten deutlich entfernt. Und genau das war auch das erklärte Ziel der Band: anders zu klingen als auf ihrem (auch für sie selber) überraschenden Erfolgsdebüt.
Wenige Monate später kann ich glücklicherweise behaupten, dass mich mein erster Eindruck stark getäuscht hat. Nicht nur hat sich die erste Single mittlerweile fest in meinen Gehörgängen eingenistet, sondern das zweite Werk überzeugt auf ganzer Linie. Ohne einfach das Debüt zu wiederholen. Da ist mehr Pop. Elektronische Spielereien. Mehr Optimismus in den Lyrics. Dafür aber nicht weniger Emotionen. Es brauchte durchaus ein paar Hördurchgänge, aber mittlerweile kann ich sagen, dass ich vollkommen von dem Album umgehauen werde. Regelrecht besessen davon bin. Ja, ich weiß, das Jahr ist erst wenige Wochen alt, aber es würde mich nicht wundern, wenn „Gigi’s Recovery“ am Ende zumindest in meiner Top 10 der besten Alben für 2023 landen würde.
Die letzte Band, an die ich mich erinnern kann, die ihr Debüt mit einem derart sensationellen Zweitwerk verdelt hat, waren die Idles 2018 mit „Joy As An Act Of Resistance“. Ob „Gigi’s Recovery“ wirklich noch ein Stück besser geworden ist als „When I Have Fears“ werden die kommen Hördurchgänge zeigen. The Murder Capital haben auf alle Fälle bewiesen, dass sie kein „One-Album-Wonder“ sind und jeder darf gespannt sein, wohin die Reise der Band in Zukunft geht. Vorerst freue ich mich auf den Gig am 8. Februar im Berliner Lido, für den es noch Tickets zu erwerben gibt.
Vinyl der Woche als Dinked oder Indie Exclusive Edition
Ich habe mir die Platte ausnahmsweise mal in UK gekauft, genauer gesagt bei Resident Music in Brighton. Ein toller Plattenladen, dem ich während meines Trips im Sommer einen Besuch abgestattet habe. In UK ist eine limitierte Dinked Edition von „Gigi’s Recovery“ auf transparentem Vinyl im Gatefold Sleeve inklusive signiertem Print und Dinked-Sticker erschienen. Auf 1000 Stück limitiert gibt es diese Edition noch in einigen britischen Plattenläden zu erwerben. Im bandeigenen Shop gibt es zudem noch eine limitierte Edition auf grünem Vinyl plus signiertem Lyric Booklet zu erwerben. Eine dritte limitierte Edition aus UK ist bereits ausverkauft. Bei Blood Records gabe es eine auf 500 Exemplare limitierte Edition auf handnummeriertem blue marbled Vinyl.
Aber zurück nach Deutschland: hierzulande bekommt ihr das Album regulär auf schwarzem Vinyl oder in der limitierten Indie Exclusive Edition auf pinkem Vinyl. Beide sollte es im gut sortierten Plattenladen noch zu kaufen geben.
vinyl der woche