Bekanntlich ist Klimaschutz das beherrschende Thema unserer Zeit. Am Wochenende ist die UN-Klimakonferenz COP 27 mit eher enttäuschenden Ergebnissen zu Ende gegangen. Unbestrittener Fakt ist, dass eine Menge dafür getan werden muss, um das 1,5-Grad-Ziel bis zum Jahre 2100 noch erreichen zu können. Wenn es nicht eh schon längst zu spät ist dafür…
Auch in der Vinylindustrie ist Klima- und Ressourcenschutz mittlerweile ein wichtiges Thema. Denn umweltfreundlich ist die Herstellung von Schallplatten bei weitem nicht. Eher im Gegenteil. Bereits seit längerem gibt es Bestrebungen von verschiedenen Bands und Labels, die Produktion der eigenen Schallplatten klimafreundlicher zu gestalten. Z.B. durch so genannte Eco Mix-Pressungen, bei denen Wachsreste verwendet werden, die sich bereits in der Fabrik befinden. Das bedeutet auch, dass die Farbe einer Platte einzigartig ist, da sie nie exakt gleich aussehen. Dem Sound tut der Prozess keinen Abbruch.
Plastikmüll und die Frage nach den Spuren der Menschheit
Ein besonderes Problem ist der Plastikmüll, der inzwischen ganze Ozeane und Strände verschmutzt. Immerhin an dieser Stelle kann der Vinyl Schallplatte kaum ein Vorwurf gemacht werden, denn ein Wegwerfprodukt ist sie definitiv nicht. Platten bleiben oft über Jahrzehnte im gleichen Haushalt und selbst bei Haushaltsauflösungen durch Tod oder Umzug landen diese meist im Plattenladen oder auf Flohmärkten statt im Müll.
Um auf das zunehmend größer werdende Problem des Plastikmülls aufmerksam zu machen, hat das südkoreanische Designer-Ehepaar Ujoo & LimHeeYoung unter dem Titel „Song From Plastic“ ein mechanisches Gerät entwickelt, mit dem Klänge auf weggeworfenem Plastikmüll aufgenommen und wiedergegeben werden. Quasi ein Plattenspieler, der LPs aus Plastikmüll abspielt.
Zu diesem Anlass wird der Ansatz des „Tin Foil Phonograph“ von Thomas Edison verwendet, um die Klänge von Kinderstimmen, fröhlichem Gesang und Alltagsgeräuschen auf weggeworfenem Plastikabfall aufzunehmen und wiederzugeben. Da die Aufzeichnung verschiedene vom Menschen gemachte Klänge einfängt, reflektiert die Installation die Bedeutung menschlicher Werte. Sie stellt die Frage, welche Spuren der Mensch hinterlassen sollte. „Wenn wir eine Aufzeichnung unserer ‚Menschlichkeit‘ hinterlassen, sollte es dann nicht etwas anderes sein als Plastikmüll“, so die Frage der beiden Designer.