Es gibt nur wenige Bands, von denen ich jedes Studioalbum in der Sammlung habe (sofern wir von mehr als ein oder zwei Alben sprechen). Und noch viel weniger, von denen ich jeden einzelnen Release auf Vinyl besitze. The Robocop Kraus sind eine davon. 5 Studioalben, 4 12″ EPs oder Maxis und zwei 7″ Singles finden sich in meinem heimischen Wohnzimmer wieder – alles, was die Band je auf Vinyl veröffentlicht hat. Man kann ohne Zweifel sagen, dass diese Band eine besondere Bedeutung für mich hat.
Ich weiß noch, dass ich mit dem Entdecken der Band relativ spät dran war. Erst mit dem dritten Album „Living With Other People“ habe ich die Band für mich entdeckt, was mittlerweile auch einfach mal fast zwanzig Jahre her ist. Wahnsinn! Der Opener „Fake Boys“ hat sich damals wie Dynamit in meine Gehirnwindungen gebohrt. Ich kann mich ebenso gut dran erinnern, dass wir uns damals gewundert haben, dass die Band aus Nürnberg kommt. Gute Indiemucke kam doch eigentlich grundsätzlich aus UK. Oder vielleicht Schweden.
Aber Anfang bis Mitte der 2000er war die vielleicht spannendste Phase für Musik aus Deutschland, an die ich mich erinnern kann. So viele gute Bands waren damals am Start – ob großartige Indiemusik von Pale (die bald ebenfalls ein neues Album rausbringen), melancholischer Hardcore von Yage, mit denen Robocop Kraus eine Split-7″ aufgenommen haben, die tollen ersten Alben von Tomte oder Kettcar, Emomucke von Three Minute Poetry oder Reno Kid. Sowieso die Releases von Defiance Records aus Köln, das heute noch als Underdog Recordstore existiert (unbedingt mal Vorbeischauen!). Eine gute Zeit.
Stillsitzen ist nicht
Als Schülerband gegründet haben es The Robocop Kraus (vermutlich auch entgegen den eigenen Erwartungen) geschafft, fünf Alben aufzunehmen, mit denen sie sogar auf internationalen Labels wie Epitaph oder Anti landen konnten. Auch wenn sie vielleicht nie den riesengroßen Ruhm eingeheimst haben, hat die Band mit dem bereits genannten „Fake Boys“ oder auch „You Don’t Have To Shout“ Hits geschaffen, die heute noch jeder Indieparty gut zu Gesicht stehen.
Herzstück der Diskografie ist vermutlich das unfassbar grandiose „They Think They Are The Robocop Kraus“, das 2006 veröffentlich worden ist. Das ganze Album ist voll mit tanzbaren Hymnen und verspielten durch Kuhglocken oder Hand-Claps unterstützte Rhythmen. Wer beim Hören dieser Musik stillsitzen kann, dem ist auch nicht zu helfen. Während hier beim Schreiben im Hintergrund grad „In Fact You’re just Fiction“ läuft, werden mir wieder die krassen Ähnlichkeiten zu LCD Soundsystem bewusst. Oder zu The Rapture, die damals ungefähr zum gleichen Zeitpunkt durchstarteten wie die Jungs aus dem beschaulichen Nürnberg. Produziert wurde das Album im übrigen von Pelle Gunnerfeldt, der davor bereits bei Alben von The Hives und The (International) Noise Conspiracy an den Reglern stand. In meinen Ohren ist dieses Album jedenfalls eines der besten und eigenständigsten, das eine deutsche Band jemals auf Platte gebannt hat und das sich auch vor internationalen Vergleichen nicht scheuen muss.
Vinyl Compilation erscheint im November
Heute haben The Robocop Kraus auf ihrem Instagram-Kanal verkündet, dass sie wieder zurück sind… und das ein Jahr vor dem 25jährigen Bestehen! Um das gebührend zu feiern erscheint am 25. November via Tapete Records eine Compilation mit sämtlichen Tracks, die nicht auf den regulären Alben erschienen sind. Darunter einige Raritäten oder komplett ungehörtes Material – insgesamt stehen 28 Titel auf der Tracklist. „Why The Robocop Kraus became the love of my life“ heißt das gute Stück (ein sehr passender Titel, wie ich finde) und kann ab sofort in jedem gut sortierten Plattenladen vorbestellt werden. Die Compilation erscheint in einer Version auf schwarzem Doppelvinyl mit Artwork von Lorenzo Zimmermann und ausführlichen Liner Notes, die die Mitglieder der Band selbst verfasst und mit Anekdoten gespickt haben.
Neues Album und Tour 2023
Ich bin froh, dass ich die Band bereits 2017 im Festsaal Kreuzberg live gesehen habe und dabei auch noch direkt die tollen Friends Of Gas als Vorband kennen gelernt habe, deren Platten sich ebenfalls mittlerweile in meiner Sammlung befinden. Trotzdem ist der 14. April 2023 für mich ein absoluter Pflichttermin, wenn die Band erneut den Festsaal zum Tanzen bringen wird. Die Liveenergie der Band ist wirklich ein Erlebnis. Tickets gibt es auf der Webseite der Venue bereits zu kaufen. Neben Berlin stehen Termine in Mainz, Hamburg und Osnabrück im Konzertkalender der Band.
Robocop Kraus haben zudem angekündigt, an einem neuen Album zu arbeiten. Ein konkretes Releasedatum ist noch nicht bekannt gegeben worden. Sicher ist aber, dass ich wirklich sehr gespannt bin, wie die Band im Jahre 2023 klingen wird. Immerhin ist die Veröffentlichung des letzten Studioalbums „Blunders & Mistakes“ satte 15 Jahre her!