2021 ist trotz der immer noch allgegenwärtigen Krise bislang ein gutes Jahr für die Musikindustrie, zumindest wenn man die Umsatzentwicklung als Kenngröße nimmt. Laut Halbjahresreport des Bundesverbands Musikindustrie (BVMI) wurden im ersten Halbjahr 2021 903,8 Mio. Euro umgesetzt. Das entspricht einem Plus von 12,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Noch erfreulicher ist die Entwicklung des Mediums Schallplatte.
Wer immer noch der Ansicht ist, dass es sich beim Vinylboom um einen kurzfristigen Hype handelt, wird durch die aktuellen Zahlen eines Besseren belehrt. In den ersten sechs Monaten erfuhr die Schallplatte ein Umsatzplus von satten 49,5% gegenüber dem Vorjahr. 2020 sind in Deutschland übrigens insgesamt 4,2 Mio. Schallplatten verkauft worden, was doppelt so viele verkaufte Exemplare wie 2015 bedeutet. Und sogar sechs mal so viele wie 2011! Mit knapp 6 Prozent Anteil am Gesamtumsatz hat sich die Schallplatte mittlerweile eine stabile Nische erobert.
Angesichts der Corona-Pandemie mag diese positive Entwicklung der Schallplatte vielleicht gar nicht so sehr überraschen. Viele Menschen haben mehr Zeit zu Hause verbracht und sich für den entschleunigenden Musikgenuss via Schallplatte entschieden. Außerdem haben vor allem fehlende Live-Events das Gefühl verstärkt, dass man Künstler*innen und Bands mit dem Kauf von Vinyl direkt unterstützen möchte. Die Verteilung bei Spotify und Co. stößt ja hier immer wieder auf Kritik.
Natürlich bleibt abzuwarten, ob diese Entwicklung angesichts zunehmend ausgelasteter Presswerke und steigender Preise für Vinyl langsam am Ende der Fahnenstange angekommen ist. Der steigende Absatz von Plattenspielern scheint dafür zu sprechen, dass die positive Entwicklung zeitnah nicht abflauen wird. Im ersten Halbjahr sind in Deutschland 63.000 Plattenspieler verkauft worden, was einem Plus von 8% gegenüber dem Vorjahr entspricht (Quelle: gfu HEMIX, Q1 2021, Markt Deutschland).
„Digital ist besser“ – physisches Geschäft verliert an Boden
Sollte die Entwicklung der Schallplatte anhalten, wird sie in wenigen Jahren die CD umsatztechnisch verdrängt haben. Die Compact Disc erlebt weiterhin einen regelrechten Sturzflug und weist ein Umsatzminus von 16,4% gegenüber dem Vorjahr aus. Nur noch 14,5% des Gesamtumsatzes der Musikindustrie gehen damit auf ihre Kappe. Insgesamt wird mit dem physischen Geschäft nur noch knapp ein Fünftel des Gesamtumsatzes erwirtschaftet. Auch Downloads spielen immer weniger eine Rolle und tragen nach einem Umsatzeinbruch von 25% nur noch 3,3% zum Gesamtmarkt bei.
Der größte Umsatztreiber ist mit weitem Abstand das Streaming, dessen Siegeszug unaufhaltsam scheint. Mittlerweile gehen 78,6% des Umsatzes auf den digitalen Musikkonsum zurück, 70% davon auf das Audio-Streaming.