Irgendwann musste es ja so weit kommen. Die Vorliebe von Jack White für das Medium Vinyl sollte hinlänglich bekannt sein. Da ist es fast schon nahe liegend, dass er mit den Partnern seines eigenen Labels Third Man Records im kommenden Jahr ein Presswerk eröffnen wird. Standort wird seine Heimatstadt Detroit sein, der sich White nach wie vor stark verbunden fühlt. Mit der Eröffnung soll die angespannte Lage auf dem Vinylmarkt etwas beruhigt werden.
Die Sache mit dem Vinyl und der Nachfrage ist eine der vieldiskutiertesten in Szenekreisen. Vielerorts wird sich bereits eine Normalisierung des Vinyl Booms gewünscht, da die Kapazität der Presswerke allenorts an ihre Grenzen stößt und Labels und Künstler immer häufiger vertröstet werden müssen. Ich habe in den vergangenen Wochen die ein oder andere E-Mail erhalten, dass sich Veröffentlichungen, die ich als Pre-Order bestellt habe, aufgrund dieser Auslastung verzögern. Vermutlich ist dies auch auf den Record Store Day Black Friday am Freitag zurückzuführen, an dem Plattenladen mit zahlreichen speziellen Releases überschwemmt werden. Insbesondere kleinere Bands und Labels haben hier oft das Nachsehen.
Genau diese Tatsache möchte Jack White mit der Eröffnung eines eigenen Presswerks erträglicher gestalten. Das Presswerk soll im übrigen im gleichen Gebäude entstehen, in dem Jack White an eben jenem erwähnten Black Friday nach der Filiale in Nashville einen zweiten Third Man-Plattenladen eröffnet. Die Eröffnung wird allerdings erst für Mitte 2016 erwartet. Acht Maschinen werden dort fürs Plattenpressen zur Verfügung stehen, die explizit Kapazitäten für kleinere Bands und Labels schaffen sollen. Third Man möchte mit dem Presswerk also nicht bloß die eigenen Veröffentlichungen auf Vinyl pressen. Auf der Webseite des Labels bezeichnet Ben Blackwell die Eröffnung etwas pathetisch als „selbstlosen Akt“. Das Werk soll jungen Musikern und DIY-Labels eine Alternative bieten. „Ein Teil unserer Befürchtungen ist, dass Vinyl schnell zu einer exklusiven Ware mutiert. Das Presswerk soll es auch einer kleinen Punkband erleichtern, 300 Kopien einer 7“ zu produzieren.“ Die Maschinen stammen übrigens aus Deutschland – und zwar vom jungen Start-Up Newbilt, das es sich zum Ziel gesetzt hat „new up-to-date vinyl record manufacturing equipment“ herzustellen.