Es soll Vinylfans geben, die es nicht so mit Seven Inches haben. Als jemand, der seit jeher ein großes Faible für das Hardcoregenre hat, kann ich das nicht wirklich nachvollziehen. Insbesondere als Split verschiedener Bands sind Seven Inches eine tolle Sache. Aus diesem Grund möchte ich euch in diesem Beitrag zwei schicke Seven Inches von einem meiner liebsten deutschen Labels Uncle M aus Münster vorstellen.
Bei der ersten 7“ handelt es sich um einen Split Release von Muncie Girls und Sandlotkids, zwei Bands, die vielleicht noch nicht über den größten Namen verfügen, von denen man aber noch viel hören wird. Alles Andere würde mich doch arg wundern. Der Sound der beiden Bands könnte unterschiedlicher kaum sein, aber das Schöne an Split-Seven Inches ist es ja, dass es zwischen der A- und B-Seite zu einem kompletten Bruch von Sound und Stimmung kommen kann. Und genauso ist es auch hier, wenn nach dem Umdrehen der ersten Seite die Klänge von „Dramatic Comedy“ der Sandlotkids ertönen. Wo die Muncie Girls gerade noch versucht haben das diesige Wetter vor dem Fenster mit guter Sommerlaune zu vertreiben, passt sich die Stimmung nunmehr dem wolkenvergangen Himmel an.
Laut Pressetext spielen die Jungs aus München eine Mischung aus „britischem Shoegaze, grungigem Indie und wuchtigem Heartcore“. Keine ganz so verkehrte Umschreibung. Der erste Song übernimmt dabei eher den düsteren Part und erinnert mich mit seinen Gitarrenausbrüchen an den grandiosen Eröffnungssong der aktuellen 10“ von Apologies, I Have None. „Wide Awake“ braucht als zweiter Song nur wenige Sekunden, um die aufkommende Depression wieder einzudämmen. Das ist deutlich mehr Shoegaze als Grunge, mehr The Cure als Nirvana. Die Band eröffnet mit den beiden Songs eine musikalische Bandbreite, die Appetit auf das erste Full Length-Album weckt.
Auf dieses bin ich auch bei The Muncie Girls äußerst gespannt, welche die 7“ auf der A-Seite mit zwei Songs eröffnen. Habe ich eigentlich schon mal erwähnt, dass es meiner Ansicht nach im Punk und Hardcore (und vermutlich nicht nur dort) viel zu wenige „female-fronted“ Bands gibt? Ich jedenfalls habe ein sehr großes Faible für Bands wie Rainer Maria, The Organ, Sleater Kinney, Distillers, Veruca Salt und und und… Einige dieser Namen tauchen auch immer wieder auf, wenn Musikjournalisten versuchen den Stil von Muncie Girls aus Exeter (UK) zu beschreiben. In ihrem Heimatland werden sie bereits als Speerspitze der feministischen Pop-Punk-Bewegung gefeiert. Mit dem Eröffnungssong „Gone With The Wind“ (hier zum Video) liefern sie einen Song ab, der sich unnachgiebig in die eigenen Gehirnwindungen frisst und bei dem man sich doch tatsächlich eine Repeat-Taste für den eigenen Plattenspieler wünscht. Bei Song Nummer zwei handelt es sich um eine Coverversion des Ramones-Klassikers „Pet Sematary“. Die bezaubernde Stimme von Frontfrau Lande Hekt haucht dem Song neues Leben ein, so dass einen die eingängige Melodie nach dem Hören noch eine ganze Weile im Kopf begleitet. Ich garantiere es euch!
Die Split 7“ ist auf 500 Stück limitiert und kommt samt Downloadcode auf schwarzem Vinyl daher. Erwerben könnt ihr das gute Stück direkt im Onlineshop von Uncle M oder natürlich beim Plattenladen oder Vinyl Mailorder eures Vertrauens.
The Smith Street Band – I Scare Myself Sometimes
2014 haben The Smith Street Band mit „Throw Me In The River“ ein famoses Pop-Punk-Album veröffentlicht. Es hat sich zu einem von jenen Alben entwickelt, die ich immer dann auf den Plattenteller lege, wenn ich dringend gute Laune benötige. Umso mehr weiß die jetzt auf 7“ veröffentlichte Single „I Scare Myself Sometimes“ zu überraschen, die als Duett daher kommt. Plötzlich sind da neben der bezaubernden Stimme von Lucy Wilson reduzierte Gitarren und sogar Streicher zu hören. Plötzlich ist da mehr Herzschmerz als gute Laune, und trotzdem – oder gerade deswegen – geht der Song unter die Haut. Die Single wurde bereits während der Aufnahmesessions zum aktuellen Album aufgenommen, hätte auf diesem aber zugegebenermaßen schlicht fehl am Platze gewirkt. Umso schöner, dass Fans jetzt auf der 7“ in den Genuss dieses Kleinods kommen. Die 7“-Edition erscheint übrigens in zwei verschiedenen Sammlerversionen:
- auf grünem, halbtransparentem Vinyl mit der B-Seite „Regular Sex“ (250 Exemplare, in Kooperation mit Poison City Records),
- auf aqua-blauem Vinyl mit der B-Seite „God In The Name Of The Father“ (250 Exemplare, in Kooperation mit Sideonedummy Records).
Die Songs „Regular Sex“ und „God In The Name Of The Father“ stellen eher eine Rückkehr zum altbewährten Rezept des Albums dar. Beide Seven Inches können im Online Shop von Uncle M einzeln oder im Bundle mit T-Shirt erworben werden.