Als ich mit Vinyl Fantasy angefangen habe, hätte ich mir nie vorstellen können, dass mein Postfach eines Tages mit derart vielen E-Mails überquellen würde. Natürlich freue ich mich über jede Mail von Lesern, egal ob Lob, Verbesserungsvorschlag oder Frage nach dem passenden Plattenspieler. Ich freue mich auch über die vielen Mails von Labels oder direkt von Bands und Musikern, die einem die eigene Musik nahe bringen möchten. Das heißt meistens, denn vieles davon ist halt – nun ja – sagen wir einfach mal: eher mittelmäßig. Doch immer wieder sind auch absolute Perlen dabei, die zuvor aus unerfindlichen Gründen von Musikjournalisten und Bloggern ignoriert worden sind. So auch das Debütalbum von Buzz Rodeo, welches zudem noch in einer schicken Vinyl Edition daher kommt.
Denn wie den meisten von euch ja mittlerweile aufgefallen sein dürfte, verfasse ich auf dieser Seite keine klassischen Musikrezensionen, sondern stelle Schallplatten vor, die etwas Besonderes an sich haben. Natürlich sollte darauf auch ansprechende Musik enthalten sein, doch eine schwarze LP in einer simplen Hülle mit schlichtem Coverartwork wird an dieser Stelle vermutlich nie einen eigenen Artikel erhalten.
Die Jungs von Buzz Rodeo haben sich für ihr Debütalbum ein kleines Detail ausgedacht, das die Platte optisch zu etwas Besonderem macht. In der Mitte des Albumcovers ist eine Art goldene Sportmedaille aufgeklebt, die sofort ins Auge springt. Der Clou ist, dass diese Medaille auf jeder Platte eine andere ist. Bei 200 gepressten Exemplaren ergibt das also 200 verschiedene Motive. Und in der Konsequenz zweihundert individuelle Kopien des Albums – im Prinzip ein Grauen für jeden ernsthaften Plattensammler. Die Medaille meines Exemplars ist übrigens dem Fechten zuzuordnen, während das Exemplar des Kollegen von Crossed Letters einen „Wasserski-fahrenden Goldjungen“ zeigt. Es gibt aber auch Motive aus dem Tennis, Autosport, Gewichtheben, Volleyball u.v.m.
Natürlich nützt einem als Vinylfan das schickste Artwork wenig, wenn die Musik nicht dementsprechend viel zu bieten hat. Aber auch hier muss man sich bei Buzz Rodeo absolut keine Sorgen machen. Denn „Sports“ bewegt sich auf verdammt hohen Niveau. Manchmal wundert man sich, dass selbst einem absoluten Musikjunkie wie mir, der ständig auf der Suche nach Neuem ist, derart gute Bands – erst recht aus heimischen Gefilden – entgehen. Immerhin liest man in letzter Zeit überall, dass Stuttgart das neue Seattle sei. Bands wie Die Nerven, Levin goes lightly, Human Abfall oder Kaufmann Frust werden gefeiert und erfüllen die deutsche Musik-Szene mit dringend benötigtem Leben. Warum aber fallen die ebenfalls aus Stuttgart stammenden Buzz Rodeo in der medialen Aufmerksamkeit hinten runter? Und warum zum Teufel gibt es auf der Bandcamp-Seite von Buzz Rodeo überhaupt noch eines der limitierten Exemplare auf Vinyl zu kaufen? Das Leben ist schlicht nicht fair, wie es aussieht.
Widmen wir uns aber endlich dem Musikalischen. Rezensionen über das Debütalbum von Buzz Rodeo werden von Vergleichen mit Bands wie Drive Like Jehu, Shellac oder – um in der Gegenwart zu bleiben – METZ dominiert. Mir persönlich fehlt in dieser Hinsicht noch der Name McLusky, der sich mir beim Hören der 11 Songs immer wieder einprägt. Wer mit diesen Bandnamen etwas anfangen kann, weiß bereits, was ihn auf „Sports“ musikalisch erwartet. Wer sich an dieser Stelle unwissend am Kopf kratzt: Buzz Rodeo spielen Noiserock mit gelegentlichen Schlenkern hinüber ins Post-Punk-Genre. Auf Vinyl kommen die Songs erstaunlich druckvoll daher. Die Produktion (die 11 Tracks wurden an nur zwei Tagen aufgenommen) holt die Stärken aus dem Medium Vinyl raus, insbesondere die Drums klingen auf der LP noch härter und druckvoller als in der Bandcamp-Variante. Ein insgesamt verdammt starkes Debütalbum, das euren Plattenspieler bzw. in erster Linie eure Boxen ordentlich zum Rauchen bringen wird. Aber hört am Besten selber mal rein. Und besorgt euch anschließend eines der individuellen Vinyl Exemplare!