Also eines muss ich ja an dieser Stelle mal gestehen: Schallplatten und Vinyl erfreuen sich zwar momentan einer immensen Beliebtheit und die Verkaufszahlen steigen unaufhörlich. Wenn ich mich aber in meinem Freundes- und Bekanntenkreis einmal umschaue, kann ich die Zahl der Vinylenthusiasten nahezu an einer Hand festmachen.
Genau aus diesem Grund liebe ich das Internet, weil es einem über Netzwerke wie Facebook, Twitter oder Instagram ermöglicht, sich mit Vinylliebhabern aus ganz Deutschland und sogar über dessen Grenzen hinaus auszutauschen. Wie wäre es aber mit einem echten sozialen Netzwerk nur für Plattensammler? Ein Ort, wo sie sich austauschen, ihre Kollektion vorstellen oder präsentieren können, welche Vinyl sich gerade auf ihrem Plattenteller dreht? Genau dieses Ziel verfolgt Vinylfy, das im Februar dieses Jahres an den Start gegangen ist. „Vinylfy is the social network for record lovers“ – dieser Slogan empfängt den Besucher auf der Webseite.
Zwei Gründer, eine Idee, kein Geld
Hinter Vinylfy stecken Jose Pimienta und Osniel Gonzalez, die sich schon in ihrer Kindheit auf Kuba kennen gelernt haben. In ihrer Heimatstadt Pinar del Rio haben sie ein Studium in „Software Engineering“ erfolgreich abgeschlossen und sind anschließend in die USA ausgewandert. Ganze 200 Dollar haben die beiden Gründer zunächst in ihre Plattform investiert. Und eine Menge Freizeit. Komplette Nächte und Wochenenden steckten sie all ihre Energie in das Unterfangen. Und das sollte sich schneller auszahlen als erwartet, denn kurz nach dem Launch der Webseite haben sie auf der „SuperConf“, einer Konferenz für Technologieunternehmen in Miami, den „Startup Blastoff“ gewonnen. Der Preis: 22.000 Dollar!
Die Idee für Vinylfy ist entstanden, als Pimienta von seiner Freundin gefragt wurde, welche Platten sich denn überhaupt in seiner Sammlung befinden würden. Doch er hatte längst den Überblick verloren, mehr als tausend Alben befinden sich in seiner Kollektion. “My collection grows so fast, I even forget what I have. I wanted a way to always know what I have, and to socialize and trade with other collectors„, beschreibt Pimienta die Idee hinter Vinylfy.
Die Plattform soll Plattensammlern aber nicht nur helfen, den Überblick über ihre Kollektion zu bewahren. Im Vordergrund steht der soziale Austausch mit anderen Vinylliebhabern.
Wie genau funktioniert die Plattform?
Die Plattform beruht auf den Grundprinzipien „Collect, Share, Discover, Connect“.
- Collect: Erstelle einen Katalog all deiner Schallplatten, der für dich und deine Freunde einsehbar ist. Auf der Wunschliste kannst du allen Freunden mitteilen, nach welcher Vinyl du gerade auf der Suche bist.
- Discover: Entdecke neue Musik, durchforste die Plattenkollektionen deiner Freunde und finde heraus, ob deine Lieblingsband ein neues Album auf Vinyl herausbringt
- Share: Zeige deinen Freunden, welche Vinyl sich auf deinem Plattenteller dreht, poste tolle Musikvideos, kommentiere Beiträge und diskutiere mit anderen Nutzern.
- Connect: Folge deinen Freunden, favorisierten Plattenlabels oder deinem Lieblingsplattenladen. Bleib immer auf dem neuesten Stand, was gerade in deinem Vinyluniversum passiert!
Auch für Labels und Plattenläden stehen – ähnlich den Facebookseiten – eigene Profile zur Verfügung. Den Labels soll auf diese Weise die Möglichkeit geboten werden, ihre Veröffentlichungen zu promoten und direkt mit den eigenen Anhängern zu interagieren. Plattenläden soll darüber hinaus die Möglichkeit geboten werden, alle vorrätigen Platten sowie Neuankömmlinge im Sortiment zu präsentieren sowie Sonderangebote, Instore-Gigs oder sonstige Veranstaltungen bekannt zu machen. Letztendlich stets mit dem Ziel, mehr Kunden in den Laden zu bekommen. Eine mobile Applikation ist ebenfalls in Planung.
Fazit
Eines ist sicher: Vinylfy ist eine absolut spannende Idee, dessen Entwicklung ich definitiv weiter verfolgen werde. Die Frage ist, ob und inwieweit die Plattform von Vinylliebhabern angenommen wird. Alleine als Datenbank wird Vinylfy nicht funktionieren. Dafür gibt es Discogs, die gut gepflegte Datei auf Excel oder sogar das gute alte Papier. Die soziale Komponente muss und soll daher im Vordergrund stehen. „We believe that combining the power of the social network with a tool that allows users to manage their collections anyway they like is what we all need to make the experience of record collecting more awesome. (…) We want to help users find those records that are impossible to find in their local stores, but which another store or user might sell/trade on the other side of the country.“
Noch merkt man Vinylfy an, dass es in den Kinderschuhen steckt. Perfekt ist das Ganze noch nicht. In der vergangenen Woche hat sich der zweitausendste Nutzer registriert, allzu viel ist also noch nicht los auf der Plattform. Ein paar technische Fehler sind ebenfalls noch vorhanden. Aber Facebook brauchte auch eine lange Zeit, um zu dem zu werden, was es ist. Man muss den beiden Gründern Zeit geben, um die Plattform auf eine professionelle Ebene zu heben. Mein eigenes Profil findet ihr im übrigen hier: http://vinylfy.com/vinylfantasy. Ich habe erst eine Handvoll Platten eingepflegt, aber ihr könnt mir natürlich trotzdem gerne folgen. Meldet euch am Besten erst einmal an und verschafft euch einen Einblick von der Plattform!