Vor wenigen Monaten wurde auf der Crowdfunding-Plattform startnext eine Kampagne mit dem Ziel initiiert, einen Dokumentarfilm zum Thema Vinyl zu finanzieren. „Black Canyon – Faszination Vinyl“ sollte ein Film über die Leidenschaft für die klassische Schallplatte werden. Ein Film über „Geschichten von Menschen, die mit und von Vinyl leben„, wie es Regisseur Frank Lechtenberg auf der Kinopremiere am Mittwoch Abend im Lichtwerk Kino in Bielefeld formulierte.
In dem gemütlichen Kinosaal kamen 60 bis 70 Leute zusammen, darunter neben Freunden und Bekannten des Teams auch Akteure und Interviewpartner aus dem Film sowie jene Unterstützer, die mit ihrer Spende dafür gesorgt haben, dass das Finanzierungsziel von 3500 Euro recht schnell erreicht werden konnte. Dementsprechend erleichtert zeigte sich Produktionsleiter Jürgen Backhaus. „Vom ersten Strich bis zum fertigen Produkt sind knappe zehn Monate vergangen„, berichtete er. In diesem Zeitraum steckt eine Menge Arbeit. Und noch viel mehr Stress. Am Ende standen nach 13 Drehterminen knapp 800 Gigabyte und 40 Stunden Filmmaterial zur Verfügung. „Wir sind wirklich Spitz auf Knopf mit dem Film fertig geworden„, erzählt Jürgen Backhaus und berichtet von einer mehr oder weniger schlaflosen Nacht vor der Premiere. Um Punkt 17:58 Uhr war der Film vollständig auf den Lichtwerk-Servern hochgeladen. Gerade rechtzeitig also, um einem gespannten Publikum präsentiert zu werden.
Die pure Leidenschaft für das Medium Vinyl
In den folgenden knapp 47 Minuten schafft es der Film eindrucksvoll, die erwähnten „Geschichten von Menschen, die mit und von Vinyl leben“ auf Leinwand zu bannen. Untermalt von teils sehr schön anzuschauenden Bildwelten von Kameramann Dominik Junker, denen an der ein oder anderen Stelle vielleicht ein Stativ gut getan hätte, gibt es Einblicke in ein Aufnahmestudio, das Plattenpresswerk von Pallas, t+a elektroakustik in Herford oder Brinkmann Audio in Achberg. Neben „Celebrities“ wie Bela B. oder Blank & Jones erzählen „Leute von der Straße“, was sie mit dem Medium Vinyl verbinden.
So kommt zu Beginn Rainer Horstmann zu Wort der sich täglich 5 bis 8 Stunden mit dem Thema Vinyl beschäftigt. Er erzählt davon, dass er schon immer von einem selbst konstruierten Plattenspieler geträumt hat – „mit technischen Features, die es bislang noch nicht gegeben hat.“ Bedeutet konkret: Ein massiver Plattenteller von mehr als 20 Kilogramm Gewicht, der absolut magnetgelagert ist und tangential abgetastet wird. 50.000 Euro und mehr als 4000 Arbeitsstunden haben er und zwei Freunde investiert, um diesen Traum in den vergangenen Jahren Wirklichkeit werden zu lassen.
Aber keine Bange, ich möchte und werde euch an dieser Stelle nicht den kompletten Inhalt des Films verraten. Jeder, der etwas für Schallplatten übrig hat, sollte sich den Film in jedem Falle persönlich zu Gemüte führen! Nur so viel: Es ist beeindruckend, wie viel Leidenschaft für das Medium Vinyl aus den Worten und Gesten der Beteiligten spricht. Mit dieser Tatsache ist auch der einzige kleine Kritikpunkt des Films zu erklären: In Teilen wirken die Aussagen der Beteiligten recht langatmig. Man merkt ihnen an, dass Sie stundenlang über Schallplatten und Vinyl referieren könnten. Wer sich schon einmal mit einem alt eingesessenen Inhaber eines Plattenladens unterhalten hat, weiß, wovon ich hier schreibe. Wer möchte da schon einen Schnitt machen und die Ausführungen unterbrechen? Es ist faszinierend, mit wie vielen Facetten die Leidenschaft für und die Beziehung zu Schallplatten erklärt wird. „Du wirst dich immer daran erinnern, was deine erste Vinyl war!„, fasst es einer der Befragten passend zusammen.
Einig sind sich die Beteiligten auch, dass die Vinyl wieder im Kommen ist, wenn auch in begrenztem Maße. „Ich glaube nicht, dass Vinyl die Musikindustrie retten wird, aber in Nischen wird es hilfreich sein„, ist Rembert Stiewe, Geschäftsführer von Glitterhouse Records überzeugt. Zwischendurch war Vinyl quasi tot, mittlerweile aber wieder „klein“ im Kommen. „Es wird immer Fans geben, die man bedienen kann, aber es wird auf einem kleinen überschaubaren Level bleiben.“ Ein Level, dass für ein Label wie Glitterhouse aber groß genug zu sein scheint. Nicht umsonst ist der Labelkatalog der vergangenen fünf, sechs Jahre fast komplett auf Vinyl erschienen.
Platten werden immer eine Liebhaberecke bleiben. „Vinyl wird bleiben. Vinyl und Downloads werden in Zukunft weiter existieren, Medien wie die CD werden nach und nach vom Markt verschwinden„, pflichtet ihm Helmut Brinkmann von Brinkmann Audio bei. Oder habt ihr schon einmal jemanden sagen hören: „Die CD von Metallica, die ich 1991 im Media Markt gekauft habe, bedeutet mir wahnsinnig viel„? Faszination Vinyl – selten war der Titel eines Films treffender gewählt.
Wo kann ich ein Exemplar des Films erwerben?
Ich würde mir wünschen, dass ich euch an dieser Stelle einfach den Link zu einem Online-Shop nennen könnte, aber so einfach ist das leider nicht. Bevor ein Film in Deutschland veröffentlicht werden darf, muss er erst einmal die „Freiwillige Selbstkontrolle“ (FSK) passieren. „Das war uns so vorher gar nicht bewusst„, gab Frank Lechtenberg zu. Wie ihr euch vorstellen könnt, nimmt dieses Kontrollverfahren eine Menge Zeit in Anspruch. Geplanter Termin für die Veröffentlichung des Films ist daher März 2014. Ein Vertrieb ist bereits gefunden und die Erstauflage wird auf 300 Exemplaren veröffentlicht. „Wir wollen erst einmal den Markt testen und dann weiter schauen.“
Zuvor wird der Film auf einem Dokumentarfilmfest in Norwegen aufgeführt und auch eine TV-Ausstrahlung ist geplant. Hier befindet man sich momentan in Verhandlungen. Wann genau der Film auf DVD erscheint, wo er zu beziehen ist und wie viel er kostet, erfahrt ihr natürlich rechtzeitig an dieser Stelle. Denn eines kann ich euch mit Sicherheit versprechen: Das Warten lohnt sich!